Von Hengameh Yaghoobifarah

Während Lizzo auf ihrer Querflöte spielt, twerkt die 31-jährige Rapperin mit dem Rücken zur Kamera gewandt in ihren schwarzen Radlerhosen und ihrem glitzernden pinken Sakko. Das Publikum jubelt. Dieser Auftritt in der US-amerikanischen HBO-Sendung „2 Dope Queens“ bringt ziemlich genau auf den Punkt, was Lizzo so sympathisch und einzigartig macht: Sie steht zu einhundert Prozent zu sich, zelebriert ihren Körper und schafft es, dem klassischen Instrument eine Sexiness und Coolness zu verleihen, wie es kaum jemand für möglich gehalten hätte.

©Luke Gilford

Melissa Viviane Jefferson – so Lizzos bürgerlicher Name – ist für sehr vieles bekannt: ihren Style, ihren Humor, ihre Körperpositivität und natürlich für ihre Musik, in der all die genannten Aspekte zum Vorschein kommen. Ihr Debütalbum „Lizzobangers“ veröffentlichte sie 2013, zwei Jahre später folgte „Big Grrrl Small World“, und kürzlich

erschien ihr neues, drittes Album „Cuz I Love You“. Obwohl sie ihre Markenzeichen – die ermächtigenden, selbstbewussten Lyrics auf Up- Tempo-Beats – schon lange vor dem Hype um Body Positivity und gut verdaulichen Feminismus pflegte, befindet sich Lizzo erst jetzt auf dem Höhepunkt ihrer Karriere: Im letzten Jahr schaffte sie es, zur körper-politischen Popkoryphäe zu avancieren. Ihre Fotoshootings gelten als ikonisch und gehen auf Instagram viral. Wenn über sie berichtet wird, fehlt nie die Bezeichnung „body-positive style icon“.

Als ich mit ihr für ein Interview telefoniere, lacht sie auf meine Frage, ob sie irgendwann ein Querflötenalbum veröffentlichen wird. „Tatsächlich habe ich schon mal darüber nachgedacht, jetzt kommt aber erst mal mein neues Rapalbum.“ Und das kann sich mit seinen elf Tracks definitiv sehen lassen, stellt es doch Lizzos Wandelbarkeit unter Beweis. Der Song „Jerome“ etwa kommt balladig daher, was jedoch nicht bedeutet, dass Lizzo darauf unterwürfig oder schwach wirkt. G…