Isabella Caldart
Illustration: Moshtari Hilal

Frauen und Fußball? Was selbst heute noch erstaunlich vielen Menschen in dieser Ge- sellschaft übel aufstößt – erinnern wir uns an den Hass, der Claudia Neumann als erster Live-Kommentatorin während der WM im Sommer 2018 entgegenschlug –, war für die breite Masse 2002 fast undenkbar.

Illustration: Moshtari Hilal
Illustration: Moshtari Hilal

Damals lief der Film „Kick It Like Beckham“ in den Kinos. Und er nimmt sich genau diesem Thema an: zwei junge Frauen, die Fußball spielen. Während Jules (Keira Knightley) sich bei ihrer Familie bereits durchgesetzt hat, muss Jess (Parminder Nagra) heimlich kicken. Denn ihre Familie, vor allem ihre Mutter, möchte aus der Tochter, inzwischen im heiratsfähigen Alter, eine vorbildliche Inderin machen, die, statt sich im Schlamm zu wälzen, ein perfektes Aloo Gobi auftischen kann. Als sie beim Fußballspielen im Park entdeckt wird, beginnt Jess in einem Verein zu spielen – heimlich, um ihre traditionellen Eltern nicht zu enttäuschen. Neben dem Rassismus, dem sie ausgesetzt ist, erfährt sie als Fußballerin eine gehörige Portion Misogynie. Aber Jess bleibt stark: Allen Widrigkeiten zum Trotz setzt sie sich durch und schafft es, die Schule und ihre potenzielle Fußballkarriere unter einen Hut zu bekommen, ohne ihre Familie zu verraten.

Gewiss, der Film ist nicht makellos. So ist, wie der Titel schon verrät, das große Vorbild von Jess und Jules mit David Beckham ausgerechnet ein weißer Mann und auch die indische Kultur wirkt reichlich folkloristisch dargestellt. Dennoch: Es werden wichtige Themen wie etwa Emanzipation und Homofeindlichkeit angesprochen. Auch wenn „Kick It Like Beckham“ nicht mehr ganz aktuell ist, so war er doch vor 17 Jahren wegweisend.

Das Beste geschah übrigens fernab der Leinwand: 2002 wurde Parminder Nagra der FIFA Presidential Award als Persönlichkeit des Jahres verliehen. Kick it like Parminder!

Kick It Like Beckham (Regie: Gurinder Chadha) ist eine britische Komödie aus dem Jahr 2002 und aktuell auf Netflix zu sehen.

Dieser Text erschien zuerst in Missy 03/19.