Von Imke Staats

Statt sich mit Fernsehen oder Smartphone zu beschäftigen, hat Jade Jackson schon immer Lieder geschrieben – mit 17 brachte sie es bereits auf 300 Stück. Jetzt ist sie 27 und hat das zweite Album am Start. Jackson klingt darauf natürlich, kraftvoll, zuweilen ein wenig bratzig – manchmal ein bisschen wie Lucinda Williams. Dass dieser wohltuende, etwas schmutzige Unterton nicht weggeglättet wurde, ist vielleicht auch Mike Ness zu verdanken, ihrem Produzenten, Leadgitarristen und Frontmann der Punkband Social Distortion.

©Matt Bizer

Anders als üblich offenbart die Kalifornierin mehr von ihrem wahren Ich als auf dem Debütalbum von 2017, auf welchem sie jeweils in die Rollen der Charaktere ihrer Songs schlüpfte. Jetzt folgt sie dem Prinzip: Schreib über das, was du kennst. Insofern verarbeitet Jackson nun traumatische Erfahrungen, die sie seit einem schweren Unfall 2012 gemacht hatte: Rollstuhl, Medikamentenabhängigkeit, Depression, ein selbst beschlossener kalter Entzug. Da sie auch das Vertrauen in ihre Musik verloren hatte, jedoch nicht aufhören konnte, Songs zu schreiben, stieg sie damals nur zaghaft wieder ins Jammen mit anderen ein, entwickelte mit der Zeit aber auch die neue Kompetenz, sich aus eigener Kraft aus dem Schlamassel zu ziehen. Auf „Wilderness“ thematisiert sie das und entstanden ist so ein mitreißendes Kraftwerk mit durchaus therapeutischer Wirkung.

Jade Jackson „Wilderness“
(
Anti / Indigo/bereits erschienen)