Von Tina Manske

Das Festival mit dem besten Logo aller Zeiten ist mittlerweile ein fester Programmpunkt der Berliner Musikszene. Es möchte eine Plattform sein für Komponist*innen und Musiker*innen des avantgardistischen Pop und der modernen Avantgarde. In diesem Jahr stellte Heroines of Sound zum sechsten Mal frühe und aktuelle Heldinnen der elektronischen Musik vor. Auf dem Gelände des Radialsystems, direkt neben der Spree und inmitten des touristischen Treibens um den Ostbahnhof, ist das Festival bestens angesiedelt. In diesem Jahr kamen mehr als dreißig Künstler*innen aus 14 Herkunftsländern nach Berlin. Das Thema Tabubrüche und Grenzüberschreitungen gab Gelegenheit zu vielen fruchtbaren Gesprächen, z. B. bei drei Diskussionspanels. Es gelte, so die Festivalleitung, ästhetische Normen infrage zu stellen, insbesondere in Zeiten von Massenmigration und erstarkenden rechten Tendenzen und unter Aufgabe des eurozentristischen Blicks.

Elsa M’bala ©Udo Siegfriedt

Ergänzt werden die Konzerte durch Videoinstallationen, in diesem Jahr von Gabriele Stellbaum, und Musikerporträts. An der Soundbar kann die Besucher*in zudem anhand von rund zweihundert Stücken das ganze Spektrum von Musique Concrète bis zur Klangkunst der Moderne nachhören. Drei Tage Festival reichen wirklich nicht, um alles gesehen/gehört zu haben.

Ein Schwerpunkt lag in diesem Jahr auf den Erfahrungen lateinamerikanischer Künstlerinnen. Mit Tatiana Neuman, Laura Mello, Paula Schopf und Ale Hop waren vier Südamerikanerinnen der Berliner Szene vor Ort. Eine der Entdeckungen in diesem Jahr ist die argentinische Drummerin Tatiana Heuman alias Qeei, die seit einigen Monaten in Berlin lebt. Mit ihrem Drumkit, Effektgeräten, ihrer Stimme und einem Laptop erzeugt sie schräge elektronische Geräusche, die ergänzt werden von bunten Videoinstallationen. Das Ergebnis ist ein mitreißendes Set, das in seiner Zerhacktheit an Kollegen wie Aphex Twin erinnert.

Elsa M‘bala hingegen arbeitet mit ihrer Stimme sowie traditionellen und modernen Sounds. Mithilfe von Liveaufnahmen layert sie mehrere Schichten von Stimme und Sound übereinander und intoniert Gedichte, die auch politische Dimensionen ihrer Heimatländer Deutschland und Kamerun berühren. Sounds aus diesen Ländern werden digital verfremdet und so Geschichten von Marginalisierung und alternativer Festschreibung erzählt.

Ksenija Ladićaka Ksen sieht bei ihrem Auftritt so aus, als würde sie eigentlich nur kurz ihre E-Mails am Laptop checken. Ihr Sound allerdings experimentiert gekonnt mit luftigen Soundscapes und Beats, die sie den Volksmusiken der Balkanregionen abgehört hat.

Die Musikerin Antye Greie-Ripatti, in diesem Jahr Co-Kuratorin des Festivals zusammen mit Bettina Wackernagel und Sabine Sanio, betont, dass es ihr bei den Heroines um die transnationale feministische Solidarität und Zusammenarbeit gehe. Der freundliche Umgang miteinander, der Zusammenhalt der Akteurinnen ist tatsächlich jederzeit zu spüren. Hier treffen sich Freundinnen, und das allein macht dieses tolle Festival zu etwas Besonderem.