Depression Doggy
Von
Von Franziska Seyboldt
Illustration: Burcu Türker
Es gibt ja die weitverbreitete These, dass Hunde ihren Besitzer*innen ähneln. Und dann gibt es die Hündin und mich. Die Hündin ist forsch (manche würden sagen: unhöflich), sie hat Street- Credibility und schnauzt andere Hunde gerne an. Ich bin konfliktscheu, kann schlecht Nein sagen und habe eine Angststörung. Oft kommt es mir vor, als hätten wir absolut nichts gemeinsam, mal abgesehen von den großen Ohren. Wenn ich mich darüber beschwere, sagt meine Freundin Anja: „Man bekommt nicht den Hund, der einem ähnlich ist, sondern den, der einen auf die eigenen Defizite hinweist.“ Und Anja kennt sich nicht nur gut aus mit Hunden, sondern auch mit mir. Heißt im Klartext: Ich muss ständig das tun, was ich bisher weder konnte noch wollte – die Chefin raushängen lassen. Und zwar eine gute, denn Hunde haben ein feines Gespür für echte Chef*innenqualitäten.
Seit einem Jahr lerne ich, nicht wütend zu sein, sondern souverän. Nicht laut zu werden, sondern deutlich. Und unmissverständlich klarzumachen, dass es keine Option ist, andere Hunde zu vermöbeln. Oder, wenn ich das versemmelt habe, dazwischenzugehen. Im Vergleich dazu ist eine Panikattacke eine Gassirunde mit einem 14-jährigen Hundesenior, der beim erstbesten Baum das Bein hebt und dann wieder nach Hause will.

Denn während Angstzustände meistens durch bedrohliche Gedanken entstehen, ist so ein Hundekampf sehr real. Und genau wie bei den Panikattacken bin ich bei den Keilereien anfangs erstarrt wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Danach war ich stinksauer auf die Hündin. Und auf meine Hilflosigkeit. Aber irgendwann war der erste Reflex nicht mehr, mich…