Von Arno Raffeiner

Mein Emanzipationserlebnis hatte ich mit 13. Es war Sommer, S. hatte sich die Kassette von „Lovesexy“ besorgt, wir hörten zusammen auf dem Walkman mit geteilten Kopfhörern. Wie verboten dieses zarte Männlein auf dem Kassettencover aussah, hüllenlos auf riesigen Blumenkelchen thronend! Wie unglaublich es klang, wenn diese Stimme einfach nur „yeah, yeah, yeah, yeeeeeah“ machte! Ich hab es heute noch im Ohr. Dieses Männlein war Prince, und es hatte die Macht, mit einem Foto und vier Yeahs alles umzuwerfen, was ich mir bis dahin über Geschlechterrollen ausgemalt hatte. „I’m not a woman / I’m not a man / I am something that you’ll never understand“, sang es.

©Virginia Turbett

Am 21. April 2016 starb Prince an einer Überdosis Fentanyl. Danach wurde der Tresorraum in seinen Paisley Park Studios mit unzähligen unveröffentlichten Aufnahmen zum Ansturm freigegeben. Es wird noch viele Prince-Alben geben, von denen er selbst kein Einziges so veröffentlicht hätte. Jetzt erscheint „Originals“, eine Sammlung mit 15 Songs, die von anderen weltberühmt gemacht wurden: „Nothing Compares 2 U“ von Sinéad O’Connor, „Manic Monday“ von The Bangles, „The Glamorous Life“ von Sheila E. In seinen ursprünglichen Versionen, teilweise rohe Demos, verkörpert Prince die Originale mit den 1001 Facetten seiner Stimme. Er haucht, jault, kiekst, faucht.

Die meisten der Songs entstanden in der Inkubationsphase von…