Von Nadia Shehadeh
Illustration: Zeloot

Grenzen hochziehen, in Waffensysteme investieren, sich abschotten und ins tradierte (Heten-)Familienleben zurückziehen: Hört sich an wie der ganz normale Backlash in weißen Industriestaaten? Genau! Ist aber auch der Plot vieler erfolgreicher Horrorfilme der letzten Jahre, und das kommt nicht von ungefähr: Das Szenario der Kleinfamilie, die sich gegen Zombies, Hexen oder unbekannte böse Mächte verteidigt, funktioniert ganz prima als konservative Metapher, die das Bedürfnis nach der Rückbesinnung auf Traditionen erfüllt. Dieses vermeintlich autark und autonome Leben ist z. B. der Traum vieler erzkonservativer US-Amerikaner*innen, solcher, die beim Netflix-Format „Preppers. Bereit für den Weltuntergang“ mitwirken.

Letztens sah ich den Horrorfilm „A Quiet Place“, und da war sie wieder: die von

Filmemacher*innen präsentierte Idylle einer süßen, weißen Familie. Die Mutter schwanger, der Vater ein unangenehm hemdsärmeliger Typ, der Erziehungsstil von beiden helikopterig. Die Kinder im Film dementsprechend zwar irgendwie mit eigenem Kopf, aber auch unter dem Eindruck des vorauseilenden Gehorsams unterwegs, Mitläufer*innen gewissermaßen. Wäsche, die im Garten aufgehängt, Gemüse, das eingeweckt wird, dazwischen ganz viele Bilder von Wiesen und Grashalmen. Alles im Film sah so naturburschig aus, ich konnte fast schon die Kernseife riechen, und dazwischen wurde mir präsentiert: ganz viel Hetenliebe und Fortpflanzungsromantik. „Alles könnte so schön sein“, schrien diese Bilder, und mir gefror das Blut in den Adern, weil ich die fragwürdige Familienidylle viel gruseliger fand als die unbekannte ominöse Bedrohung in den Wäldern. So schön könnte alles sein, so schön nämlich wie ein Instagram-Account irgendwelcher Selbstversorger*innen aus dem Fahrwasser der Identitären Bewegung. „Mein Blut, mein Boden, me…