Von Leona Stahlmann
Illustration: ZorZor

Und dann ist es trotz allem auch mir passiert: die eine Szene, in der nichts mehr passte. Und in der sich alles, was ich vorher in seinem Gelingen selbstverständlich gefunden hatte, gegeneinander verschob: der Schmerz. Die Ohnmacht. Und das kapitale NEIN in meinem Kopf, das ganz plötzlich kein Spiel mehr war, sondern bitterer Ernst. Bis zu dem Mann, mit dem es schiefging, war sexueller Konsens für mich ein so alter Hut, dass er nicht mal mehr unter Vintage gelabelt und überteuert in einem Kreuzberger Secondhandladen angepriesen hätte werden können: KonsensSchnonsens.

©ZorZor

Ich bewege mich seit 15 Jahren in der BDSM-Szene. Während meine Freund*innen ihre Sexualität nur in Fragen der Verhütung verbalisieren mussten und ansonsten froh waren, dass der ganze komplizierte, wunderbare Rest, der nach dem Aufreißen der Kondompackung über eine*n hereinbrach, einigermaßen lief, führte ich mit Sexualpartnern schon lange Gespräche über die Detailgestaltungen meiner und ihrer Wünsche. Ich hatte es von vorn bis hinten durchdekliniert, das Konsensalphabet: von B wie Betteln um Gnade über C wie Consensual Nonconsent bis S wie Safewort. Ich war die ungekrönte Königin der Kink-Kommunikation, die Endgegnerin auf Level 100 im Showdown um selbstbestimmte Sexualität. Für #MeToo hatte ich nur ein überlegenes Lächeln übrig. Das kannte …