Interview: Maike Brülls

Die internationale Klimaprotestbewegung Extinction Rebellion (XR) erregt mit ihren Aktionen seit Monaten Aufmerksamkeit. Im April hat sie eine Rebellionswoche ausgerufen, in der es in über dreißig Ländern Aktionen gab. Am erfolgreichsten war sie in ihrem Ursprungsland England: In London haben Aktivist*innen tagelang den Verkehr blockiert und so erwirkt, dass der nationale Klimanotstand ausgerufen wird. In Deutschland gibt es mittlerweile knapp fünfzig schnell wachsende Ortsgruppen. Friederike Schmitz, Elena Jentsch und Annemarie Botzki sind in der Berliner Gruppe aktiv. Schmitz ist Autorin, Referentin und hat sich zuvor in der Tierrechtsbewegung engagiert. Jentsch arbeitet als Kauffrau für Büromanagement und Botzki hat eine Firma für Solartechnologie mitgegründet. Bei XR kümmern sie sich um Presseanfragen, gehen aber auch in die Aktion.

Eure Bewegung ist gerade sehr präsent, ihr macht viele Aktionen, über die berichtet wird. Aber was wollt ihr eigentlich?
Friedrike Schmitz: Wir wollen Leute mobilisieren, damit wir gemeinsam die Politik,

Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend verändern, sodass wir die drohende Klimakrise zumindest abmildern.
Elena Jentsch: Konkret haben wir drei Forderungen: Wir wollen, dass Politiker*innen und die Medien klar das Ausmaß dieser ökologischen Krise benennen, wir wollen Klimaneutralität bis 2025, also eine emissionsfreie Gesellschaft, und dass eine Bürger*innenversammlung eingesetzt wird, die erarbeitet, wie diese Ziele umgesetzt werden können.

Das Abwenden der Klimakatastrophe, die Veränderung der Gesellschaft – eure Ziele sind riesig. Dagegen wirkt eine Zahl, die ihr immer wieder nennt, ziemlich klein: 3,5 Prozent der Bevölkerung würden ausreichen, um einen Wandel herbeizuführen. Was macht euch da so sicher?
FS: Sicher sind wir nicht – aber wir müssen es doch versuchen! Bei der Prozentzahl beziehen wir uns auf eine wissenschaftliche Studie der Politikwissenschaftlerin Erica Chenoweth. Sie hat Bewegungen im 20. Jahrhundert dahingehend untersucht, o…