,,Zum 18. Geburtstag werde ich dir eine Nasen-OP schenken.“ Diesen Satz, der für mich eher wie eine Drohung als ein Angebot klang, hörte ich zum ersten Mal mit 14 Jahren. Alles an meinem Körper erschien mir damals falsch. Überhaupt am Leben zu sein und einen Körper zu bewohnen. Meine Nase hat mich selber nie gestört – meine Verwandtschaft offensichtlich schon.

© Ian Dooley / unplash, Mode, Missy Magazine 04/19
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Mit dem Begriff Body Positivity konnte ich damals nichts anfangen. Selbst wenn ich die Formulierung gekannt hätte, traf das Konzept mitnichten auf mein Leben zu: Mein Körper

war für mich kein Tempel, sondern ein Fleischgefängnis, aus dem ich nicht ausbrechen konnte. Ohnehin verspürte ich eine Ablehnung gegen alles, was irgendwie feminin konnotiert oder gar „Tussi“-mäßig war. Lange Fingernägel, wie meine Mutter und Tanten sie seit Jahrzehnten tragen, fand ich abstoßend, Schönheitsoperationen peinlich und klassisches Make-up hässlich. Als meine Mutter zum ersten Mal mit Botox im Gesicht nach Hause kam, schämte ich mich. Jedes Mal, wenn ein Familienmitglied eine weitere kosmetische Körpermodifizierung durchführte, starb ein Stückchen Respekt für diese Person in mir und gleichzeitig fügte sich alles in das Gesamtbild ein, das ich von meiner Familie hatte: Alles ist fake. Die Nasen, die nicht vorhandenen Falten, die Markenkleidung, die Freundlichkeit, nichts davon ist „echt“.

13 Jahre später hat sich mein Verhältnis zu Femininität und vermeintlicher Authentizität verändert. Was ist schon echt in einer Welt, in der wir alles konstruieren und modifizieren, wie es uns passt?…