Aus dem Englischen von Maren Goll

Wenn du als Frau in der deutschen Fleischindustrie anfängst, erkennst du gleich zu Beginn die Regeln“, erklärt Maria*. „Du liegst nie richtig, du verdienst keinen Respekt und du hast keine Möglichkeiten, dich zu verteidigen.“

Marias Arbeitsplatz liegt versteckt hinter den hohen Zäunen eines Schlachthofs in Deutschland und ist Teil einer Arbeitsmarktpolitik, die Arbeitnehmer*innen aus dem Ausland kaum Schutz bietet. Wie zahlreiche andere Frauen lässt auch Maria ihr persönliches Leben in ihrem Herkunftsland zurück. Ihr neues Leben in Deutschland dreht sich ausschließlich um Arbeit.

©Kondor83 /SHUTTERSTOCK, Missy Magazine 04/19, Reportage
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„In einer Fleischfabrik zu arbeiten bedeutet, dass du kein Leben mehr hast. Es bedeutet, nicht mehr an sich selbst zu denken und sich als Person auszulöschen. Das machst du nicht, weil es dir gefällt, sondern weil dir nichts anderes übrig bleibt. Tust du es nicht, erhältst du nicht das Geld, um nach Hause zurückzukehren oder um deine Miete zu zahlen.“ Marias Gedanken sind geprägt von einer erneuten langen Arbeitsnacht in der Hackfleischabteilung eines der größten Fleischproduzenten Deutschlands.

Während die Stadt noch im Erwachen ist, kehrt sie zu ihrem Schlafplatz zurück. Zu ihrem Schlafplatz, nicht nach Hause. Zurück in ein düsteres, überbelegtes Gebäude am nahezu unbewohnten Rand der Stadt. In ein Bett, in dem eine andere Kollegin schläft, während sie arbeitet.

Sie wartet, bis sie an der Reihe ist, um in dem dreckigen Waschraum zu duschen, den sie mit bis zu dreißig anderen Personen teilt. Obwohl sie weiß, dass selbst das Duschen den Fleischgeruch auf ihrer Haut nicht verschwinden lässt, kann sie hier kurz durchatmen. Es ist einer der wenigen Momente, in denen sie alleine ist.

Maria ist seit 2014 hier. Bevor sie nach Deutschland kommt, lebt sie 13 Jahre in Italien. Mit 29 beschließt sie, nach Rumänien zurückzukehren, das Land, in dem sie sich zu Hause fühlt und wo sie nun einen Job finden will. Sie sendet ihren Lebenslauf u. a. an ein Unternehmen, das Menschen anwirbt, um im Ausland zu arbeiten. Das Unternehmen meldet sich und fragt an, ob sie Interesse an einer Beschäftigung in einer deutschen Fleischfabrik habe. Maria hat in der Zwischenzeit keinen anderen Job in Rumänien gefunden und beschließt, nach Deutschland zu gehen – als entsandte Beschäftigte.

Entsandte Beschäftigte sind offiziell in einem Unternehmen in ihrem jeweiligen Herkunftsland oder in einem anderen Land der Europäischen Union beschäftigt, verrichten ihre Arbeit aber für eine begrenzte Zeit im Ausland. Die Entsendung von Arbeitnehmer*innen ist in der Europäischen Union durch die „Richtlinien über die Entsendung…