Es ist 1983 und die Ideen der 68er kommen langsam auch in der westdeutschen Provinz an. Drei Hippies um den Lehrer Siegfried Grimm (Florian Stetter) sind in einen Hof am Rande des Dorfs gezogen, in dem Ursula Mayer (Anna Florkowski) lebt. Die 17-Jährige ist gerade dabei, ihr Leben zu hassen. Die Mitschüler*innen nennen sie „Obelix“, mit den Jungs läuft es so gar nicht, der Opa ist ein alter Nazi und die Eltern drohen damit, sie auf die Hauswirtschaftsschule zu schicken. Auf die ist schon Ursulas Mutter gegangen, die eigentlich Künstlerin werden wollte und nun Wurst und Käse fürs Abendbrot im Stil von Mondrian arrangiert.

©Jutta Pohlmann

Ursula findet die neuen Perspektiven der Hippies, die sich für offene Liebe und Gewaltfreiheit einsetzen, interessant. Sie will mitmachen, auch weil sie sich in Grimm verliebt hat, der sie so ernst nimmt wie sonst niemand. Der Lehrer kämpft für Freiheit und Frieden – doch er ist scheinheilig und bleibt wie so viele andere bei der Verwirklichung der hohen Ziele an den eigenen Bedürfnissen hängen. Grimm schläft mit allen Frauen, nur nicht mit Ursula. Sie beschließt, sich zu rächen.
Petra Lüschows „Petting statt Pershing“ lebt vor allem von der Figur der Ursula, die zu schlau ist für die Enge, in der sie aufwächst. Sie allein ist so spannend, dass dem Film der Verzicht auf die eine oder andere Nebenhandlung und -figur gutgetan hätte. Lüschow ist dennoch ein witziges Porträt einer Zeit gelungen, die versucht, sich den Konservatismus abzuschütteln.

Petting statt Pershing D 2018.
Regie: Petra Lüschow. Mit: Anna Florkowski, Florian Stetter, Christina Große, Thorsten Merten u. a., 97 Min.,
Start: 26.07.