Dass Fashion mit Social-Justice-Anstrich sich dieser Tage gut verkauft, weiß Maria Grazie Chiuri, Chefdesignerin von Dior, schon lange. Bereits 2016 schickte das Modehaus seine Models in 620 Euro teuren „We Should All Be Feminists“-T-Shirts über den Laufsteg – inspiriert vom berühmten TED-Talk der nigerianischen Autorin Chimamanda Ngozi Adichie, die währenddessen in der Front Row saß – und rief damit wahlweise Begeisterung, Häme oder feministisches Händeringen ob des Ausverkaufs einer politischen Bewegung hervor.
Für seine neue Afrika-inspirierte Kollektion „Common Ground“ ist Dior besser vorbereitet, betont die Zusammenarbeit mit lokalen afrikanischen Produzent*innen und gibt sich „woke“. In einem Promo- Video sieht man die Dior-Chefin im Schneidersitz auf dem Boden
eines palmenumsäumten marokkanischen Innenhofs sitzen. Ihr Gegenüber, das junge Schwarze Model Adesuwa Aighewi, stellt ihr eine vermeintlich unbequeme Frage: „Warum haben Sie Afrika als Inspiration für die neue Kollektion gewählt?“ „Nein, nein, nein“, entgegnet Chiuri leidenschaftlich. „Ich habe Afrika nicht als Inspiration genommen. Wir sprechen über handwerkliche Techniken, die um die Welt reisen.“ Schnitt zu Aufnahmen einer traditionellen afrikanischen Wax-Print-Produktion, dann Models in bunt bedruckten Gewändern und Glasperlen. „Hatten Sie keine Angst, so etwas in diesem politischen Klima zu machen?“, fragt Aighewi. Chiuri kommt ihr zuvor: „Alle sprechen über kulturelle Aneignung, wir müssen das in der Mode reflektieren. Diese Debatten bringen Dior voran!“ Am Ende sind sich beide einig, dass die neue Kollektion wunderschön und wichtig ist, die Frauen umarmen sich. Im Hintergrund hört man softe Trommelrhythmen.
Kulturelle Aneignung, kreative Auseinandersetzung oder gar eine wichtige „inte…