Von Reyhan Şahin aka Lady Bitch Ray

Als Kind fühlte ich mich von Madonnas sexueller Hingabe in ihren Songs angesprochen. Ich wollte mein sexuelles Verlangen auch so ungeniert ausdrücken wie sie, also fing ich früh zu masturbieren an. Einige Jahre später war es der tabulose, sexualisierte Sexspeech-Style Lil’ Kims, deren Songs ich in meiner Teeniezeit hörte. Es faszinierte mich, wie sie in ihren Raps selbstbestimmt über ihre sexuellen Lüste sprach. Auch ich hatte einen Hang dazu, so zu sprechen, also fing ich an, solche Raps auf Deutsch und Französisch zu schreiben. Heute weiß ich, dass Lil’ Kim genauso wie ich von vielen missverstanden

wurde. Diese Missversteher*innen haben keine Ahnung von queerfeministischem HipHop und wie man als Frau of Color subversive Botschaften vermittelt. Einige Jahre darauf war es Missy Elliott, die die Bezeichnung der Bitch als sexuelle Ermächtigung im HipHop etablierte. Als ich dann später zu studieren anfing, waren es Wissenschaftler*innen und islamische Feminist*innen wie etwa Fatima Mernissi, Leila Ahmed oder Nilüfer Göle, die mir als Vorbilder dienten und mich für meine eigenen Forschungsgebiete inspirierten. Nilüfer Göle untersuchte als Erste das Kopftuch in Großstädten der Türkei, sie machte auf die Bedeutungsvielfalt des Kopftuchs und auf ihre emanzipatorische Bedeutungsvariante aufmerksam. Daran anknüpfend habe ich meine Dissertationsstudie zum Bedeutungssystem des Kopftuchs in Deutschland verfasst. Auch meine Studie ist die erste umfassende Untersuchung zu diesem Themenbereich. Teile diesen Artikel