Von Marie Serah Ebcinoglu

Seit ich lesen kann, sind in der Klatschpresse Verrisse über die britische Popsängerin Lily Allen zu lesen. Sie sei zu dünn, der Jojo-Effekt hätte mal wieder zugeschlagen, sie kleide sich zu auffällig, sei keine gute Mutter, ließe ihre Karriere schleifen und mache auf Hausfrau – die Liste ist lang. 2018 hat sie eine Autobiografie veröffentlicht, um den Geschichten über sich etwas entgegenzusetzen: „Ich wollte mich endlich nicht mehr schämen müssen für all das, was über mich erzählt wurde.“

 

 

Lily Allen © EMF/Cosmo Webber

Nun ist „My Thoughts Exactly“ auch auf Deutsch erschienen.  Lily Allen erzählt dort von ihrer Kindheit, die von häufigen Schulwechseln und Eltern, die im Rampenlicht standen und daher abwesend waren, geprägt war. Ihre Erfahrungen und Probleme, wie ihre romantische Co-Abhängigkeit, Drogen- und Alkoholsucht, eine Fehlgeburt, die gescheiterte Ehe, sexuelle Übergriffe und Sexismus in der Musikbranche, beschreibt sie brutal ehrlich. Das Buch ist an vielen Stellen ein quälend-unkomfortables Leseerlebnis. Wenn sie erzählt, wie sie aufgrund der Sucht ihre Kinder vernachlässigt, ihren eigenen Eltern denselben Vorwurf macht und sie als einen Grund für ihre psychische Krankheit bezeichnet oder wie ihre Person auf  unfaire Weise von der Öffentlichkeit ausgeschlachtet wird, ist das bedrückend und bindet die Leser*innen emotional.

Sie kommentiert fast jede mediale Debatte um ihre Person, geht beispielsweise auf die Rassismusvorwürfe im Zuge ihres „Hard Out Here“-Videos von 2013 ein. Sie hatte damals …