Interview: Isabella Caldart
Illustration: Tina Kaden

Ihr habt euer Buch „Frauen*rechte und Frauen*hass“ im Kollektiv geschrieben. Wie kam es dazu?
Anna O. Berg: Wir kennen uns alle über das Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus, sind aber nicht nur Kolleg*innen, sondern auch Freund*innen. Die Zu- sammenarbeit am Buch kam zustande, als wir die Ereignisse rund um Chemnitz, Köthen, Kandel und die rechtsextremen Frauenmärsche beobachteten. Uns fiel auf, dass eine genderkritische Perspektive in der Diskussion fehlte. Dadurch entstand das Bedürfnis, in diese Debatten zu intervenieren, und wir verfassten gemeinsam den Text „Toxische Männlichkeit von Kandel bis Chemnitz“. Wegen der daran anknüpfenden Diskussionen und des vielen guten Feedbacks haben wir beschlossen, die andiskutierten Thesen zu vertiefen und ein Buch zu schreiben.

Missy Magazine 05/19, Real Talk
©Tina Kaden

Wie genau hängen Antifeminismus und die Ethnisierung von Gewalt zusammen, wie es im Untertitel heißt?
AB: Unser Ansatz war, einerseits über Antifeminismus zu schreiben: über Kämpfe um

Begriffe und Ressourcen, toxische Männlichkeit, Aufrechterhaltung einer binären Geschlechterordnung und Gewalt, die damit verbunden ist. Und andererseits wollten wir die starken rechten Mobilisierungen für Sicherheit im öffentlichen Raum und Sicherheit vor sexualisierter Gewalt analysieren – die eben nur dann stattfinden, wenn die Täter als migrantisch markiert sind.

Ihr nennt Anders Breivik und den Terroristen von Christchurch als zwei Beispiele für Männer, deren Ideologien primär als islamfeindlich und rechtsextrem verstanden wer- den, aber auch antifeministisch sind. Wodurch zeichnet sich ihr Antifeminismus aus? Eike Sanders: Rechtsextremismus und insbesondere Rechtsterrorismus werden ausschließlich als männliches Phänomen gedacht. Ich habe die 1500 Seiten des Manifests von Breivik überflogen und die Stellen gelesen, die für unsere Fragestellung relevant waren. Ich war erstaunt, wie explizit antifeministisch das Manifest ist. Bereits in de…