Von Evan Tepest

Sexarbeiterin, Influencerin, Autorin, Sängerin, Genderaktivistin, Junkie: Eva Collé wird mit einer Menge Attribute bedacht in „Searching Eva“. Sie selbst lehnt sie alle ab. „Du wirst Dinge tun, aber du wirst nie jemand sein“, erklärt die Person, die „Eva Collé“ als Alias und Kunstfigur erschuf und die eigentlich ganz anders heißt. „Daher dachte ich, dass ein Film über Identität, der Identität dekonstruiert, ein gewaltiges Vorhaben ist.“

Missy Magazine 06/19, Kulturstory; Identität ist vorbei
©Screenshot aus dem Film „Searching Eva“

Geboren 1992, verschlägt es Collé als 18-Jährige erstmals aus der norditalienischen Provinz nach Berlin. Hier lebt sie zwischen 2013 und 2018, modelt für Nike und macht Sexarbeit, trifft Freund*innen, Kollaborator*innen und Verwandte. Der Film, der auf der diesjährigen Berlinale Premiere feierte, begleitet sie über drei Jahre hinweg vom Schlafzimmer in den Club und wieder zurück in den Alltag einer Berliner Twenty-Something: Ständige Umzüge mitsamt blutbefleckter Matratze, ein leicht hilfloses Gespräch mit der wohlmeinenden neuen Mitbewohnerin, währenddessen man zu viele

Zigaretten raucht.

Heroinspritzen aufziehen und Pasta selbst machen, Sex mit einem Kunden haben und die Katze streicheln: In Evas Welt mutet alles gleich intim an, nichts ist näher oder aufregender als das andere. „Searching Eva“ ist das Antiporträt einer Person, die alles online stellt und dennoch nicht zu fassen ist. Und die uns fragt: Können wir durch komplette digitale Selbstbespiegelung unzugänglich werden? Das Konzept der Selbstabschaffung, erläutert Collé, halte sie für revolutionär: Sie wolle der Identitätspolitik ein Schnippchen schlagen, als Slogan für ein Filmposter schwebten ihr und Regisseurin Pia Hellenthal einmal „Ein Film über eine Frau, die sich selbst abschafft“ vor. „Ich möchte innerhalb des gegenwärti- gen Systems keine Anerkennung, ich möchte, dass das System beseitigt wird“, macht sie deutlich. „Ich will kein drittes Geschlecht in meinem Pass stehen haben, ich will gar kein Geschlecht und gar keinen Pass!“

Dass Collé sich nicht preisgibt, obschon sie ihr Leben, sei…