Von Paula Irmschler

Letztens ein Interview mit Laberonkel Joachim Gauck gelesen, wo er noch mal sagen durfte, was nach Ostwahlen viele sagen: Man muss tolerant gegenüber ostdeutschen Rechten sein, andere Meinungen akzeptieren, Sorgen ernst nehmen, Brücken bauen und so. Weil Ostdeutsche strukturell benachteiligt sind, vieles noch lernen müssen und ganz schön hintergangen wurden. Dahinter steckt die Vorstellung, dass alle mitgenommen werden müssen, weil alle dazugehören, weil wir alle eins sind. Ein Volk halt. Aber wo ist die Toleranz, die Akzeptanz und die Ernstnehmerei, wenn es nicht um Rechte, sondern um Migrant*innen, Linke und von Chauvinismus Betroffene geht? Wieso ist die Wut dieser Leute oder gar ihr Leben nicht von Belang? Wieso gehören die nicht zu dieser

verteidigenswerten Familie? Klar, weil sie nicht durch platte Phrasen für Deutschland zu erwärmen sind. Das plötzliche Interesse für das Abgehängtsein von Menschen (natürlich nicht von allen Menschen) ist auffällig, und wie es instrumentalisiert wird, um rechte Gewalt zu relativieren. Sonst war es in der selbst ernannten Mitte und rechts davon eher egal, was mit denen ist, die wirtschaftlich schwach dastehen. Rechte interessieren sich für Wohnungslose und Flaschensammler*innen erst, wenn sie sie gegen die angeblich reichlichen Zuwendungen für Geflüchtete und migrantisierte Menschen in Position bringen können. Wenn es sich nicht für einen Facebook-Post verwursteln lässt, nennt man die Leute auf der Straße ganz normal „Asis“ und schikaniert sie, wo man nur kann. Ich erinnere mich an keine Hilfe, an kein Engagement vonseiten rechter Menschen gegenüber uns „sozial Schwachen“, wie man z. B. meine Familie stets nannte. Im Gegenteil: Rechte machten uns noch mehr Probleme mit Rassismus, Sozialchauvinismus und Co. WÃ…