Von Olivia Vieweg

Mit elf Jahren erwachte meine Begeisterung für Manga, japanische Comics. Der Manga-Hype war damals ein Riesending und füllte ein Vakuum, das vorher kaum jemand ernst genommen hatte: Comics für Mädchen! Es war ein großartiges Gefühl, statt den „Lustigen Taschenbüchern“ Manga-Serien zu lesen, die oft genauso komplex waren wie die heute so viel gelobten Netflix-Serien.

Missy 06/19
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All die Jahre hat mich eine Figur am meisten begeistert: Sailor Venus, eine der Sailorkriegerinnen aus „Sailor Moon“. Der Serie, in der 14-jährige Mädels sich in Superheldinnen verwandeln, die Welt retten und nebenbei zur Schule gehen. Sailor Venus (bürgerlicher Name: Minako Aino) lässt sich leicht beschreiben: laut, nicht besonders

clever, blond, will unbedingt berühmt werden. Als Teenager habe ich meine Begeisterung für sie nie hinterfragt. Als Erwachsene kamen mir Zweifel. Warum sollte ich eine Figur lieben, die kein gutes Rolemodel ist? Müsste ich solche Figuren nicht sogar ablehnen? Aber ich falle immer wieder auf sie rein. Elle aus der Komödie „Natürlich Blond“ z.B. Kann ich nicht mal die kluge, emanzipierte Frau mit dem Kurzhaarschnitt lieben, ist das nicht meine verdammte Pflicht? Aber woher kommen dieser Druck und das schlechte Gewissen? Vielleicht weil uns beigebracht wird, traditionelle Weiblichkeit zu hassen oder sie mindestens als Schwäche zu sehen. Igitt, rosa! Nee, ich hab nie mit Puppen gespielt, nur mit Monstertrucks.

Mittlerweile bin ich im Reinen mit meiner Begeisterung. Gerade die „Sailor Moon“-Reihe bietet ein unglaubliches Spektrum an Identifikationsfiguren für Mädchen: die Coolen, die Zarten, die Streberinnen, die Sitzenbleiberinnen, die boy-crazy Girls und die Queeren. Tatsächlich fehlt das in der Popkultur noch…