Von Isabella Caldart

Bei dem ganzen 80er-Revival, angestoßen von „Stranger Things“, vergisst man manchmal, wie trist und beengend diese Zeit doch war. Nicht so Regisseurin Neele Leana Vollmar. Die Kulisse ihres Films „Auerhaus“ ist mit Stuyvesant- Zigaretten auf dem Nachttisch, „Atomkraft, nein danke“-Plakaten und scheußlich gemusterten Tapeten realistisch gestaltet. Das namenlose westdeutsche Dorf, in dem das Auerhaus steht, ist so beschaulich wie bedrückend.
Hier wohnen Höppner und Frieder, die sich im Klassenzimmer einen Tisch

teilen. Eines Tages taucht Frieder nicht in der Schule auf – er hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Um ihn von einem weiteren Suizidversuch abzuhalten, ziehen er und seine Freund*innen ins Auerhaus, erst sind sie zu viert, später zu sechst. Zwischen Abiturstress, drohender Musterung, der ersten Liebe, Streit um den Abwasch und Partys haben die Mitbewohner*innen immer ein wachsames Auge auf Frieder. Schnell merken sie, dass sie die Situation unterschätzt haben. Frieder erweist sich als unberechenbar, geht auf Gleisen spazieren und beendet jedes gemeinsame Essen mit dem Spruch: „Ich bin satt. I am sad.“ Ein fragiler Frieden herrscht im Auerhaus.

Filmaufmacher, Missy Magazine 06/19
©Tom Trabow

Dass „Auerhaus“ trotz dieser dramatischen Ausgangslage ein …