Von Anna Mayrhauser

April ist zwölf Jahre alt, als sie in Luke’s Diner in Stars Hollow auftaucht – in einer pinken Fleecejacke und mit einem interessant verkabelten Fahrradhelm auf dem Kopf. Selbstbewusst fordert sie ein Haar von Diner- Besitzer Luke, denn sie möchte für den Forschungswettbewerb in ihrer Schule eine DNA-Analyse durchführen. Drei mögliche Väter, „echte Wissenschaft, menschliches Drama, wer ist mein Daddy?“ Damit wird sie dieses Jahr gewinnen, da ist sie sich sicher. Schon in dieser Szene zeigt sich: April ist smart, ehrlich, unpathetisch. Dennoch gehört sie zu den meistgehassten Protagonist*innen in der Geschichte der US- amerikanischen Wohlfühlserie „Gilmore Girls“ um die alleinerziehende Lorelai Gilmore und ihre 16 Jahre jüngere Tochter Rory. Selbst April-Darstellerin Vanessa Marano gab 2017 an, das Mädchen nicht zu mögen. War ihr Erscheinen doch der Auslöser für die Trennung von Luke, der sich natürlich als ihr Vater herausstellte, und Lorelai. Die scheiterten allerdings schon zuvor an unkomplizierteren Dingen als einer plötzlich auftauchenden Tochter. Wie die meisten Kinder in „Gilmore Girls“ offenbart April vor allem die emotionale Unzulänglichkeit der Erwachsenen in ihrem Leben.

© Moni Port

Die „Gilmore Girls“ waren für die frühen 2000er reich an nerdigen Frauenfiguren. Doch während sich Rory und ihre Freundin Lane auf die coolen Seiten des Nerdtums beschränkten (Literatur/Popkultur), ist April ein echter Geek. Sie liebt Mathe und Naturwissenschaften, pfeift auf Coolness und biedert sich nie an. Niemals könnte man sie für ein Friday-Night-Dinner mit den reichen Großeltern in ein schickes Kleidchen stecken wie ihre spätere Stiefschwester Rory. Schade ist nur, dass sich Serienschöpferin Amy Sherman-Palladino bei Aprils Charakterzeichnung nicht gerade verausgabt hat. Dennoch verkörpert sie alles, was ein Gilmore Girl ausmacht: Vertrau auf deine Fähigkeiten und das Leben wird schon gut.

Die Serie Gilmore Girls (2000 bis 2007) ist ebenso wie die Fortsetzung Gilmore Girls – Ein Neues Jahr (2017) im deutschsprachigen Raum auf Netflix zu sehen.

Dieser Text erschien zuerst in Missy 06/19.