Von Laura Brinkmann

„Das ZEITmagazin MANN legt den Fokus auf das, was Männer sich für ihr Leben wünschen und erträumen. Das Magazin präsentiert ausgewählte Inhalte und Produkte aus den Bereichen Freizeit und Lebensführung. Es liefert Inspiration und gibt wertvolle Empfehlungen.“
Selbstdarstellung „ZEITmagazin MANN“

©Wolfgang Eckert auf Pixabay

Nach dem überragenden Erfolg des „Zeitmagazins MANN“ liebäugeln nun auch andere Verlage damit, neue Versionen ihrer Zeitungen und -schriften an den Mann (und damit ans Geld) zu bringen. Und haben Missy exklusiv ihre Konzepte vorgestellt:

„Jolie“ – Alle ehemals als „Frauenzeitschriften“ bekannten Magazine haben ihre eigene Version für die Testosteronleserschaft rausgebracht. Nach hartem Konkurrenzkampf steht der Marktführer fest: die „Jolie he“. Hier geht es um Themen, die nah an der Lebensrealität des Mannes von gestern und vorgestern sind.

Inhalt – Die Zeitschrift will beraten, helfen und endlich auch mal Männern die Selbstzweifel einreden, mit denen sich bei Frauen so gut Geld verdienen lässt. Dementsprechend sind auch die Schlagzeilen gewählt: „Ich kaue nur, was hoppelte – durch Fleischessen abnehmen“, „So wirst du begehrt und bist was wert – Flirttipps von Jordan Peterson“ oder „Kugelrunde Blickfänger – in welcher Unterhose sehen meine Hoden am besten aus?“.

„Vogue“ – Auch bei der „Vogue“ hat man erkannt, dass der männliche Modemarkt viel zu lange vernachlässigt wurde und will das nun schleunigst nach- und so viel wie möglich rausholen. Das Ergebnis: „Vogue manly“. Es wurden bereits die ersten verzweifelten Nackten vor den Bahnhofskiosken gesichtet, die hoffen, bald die große Frage der Mannheit beantworten zu können: Was ziehe ich an?

Inhalt – Die Zeitschrift beschäftigt sich mit den ewigen Fragen der Körperbedeckung für den Herrn: Sind Hemden mit vier oder fünf Knöpfen abgefahrener? Darf man Brustwarzen sehen? Und wenn ja, wessen? Und – gerade in der dunklen Jahreszeit der Dauerbrenner: Was ist unmännlicher? Erfrieren oder sich vor Kälte schützen?

„Vice“ – Auch die Onlinezeitschrift möchte ihren männlichen Usern mehr bieten und hat mit „Vice Guys“ nun extra auf diese Zielgruppe zugeschnittene knallharte Realoreportagen im Angebot. Hier werfen sich mutige Journalisten in tapfere Selbstversuche. Spritzwassergeschützt.

Inhalt – „Vice Guys“ lockt mit ausgefeilten Artikeln zu Themen wie „Ich habe einen ganzen Tag auf meine Gefühle gehört und über sie gesprochen. Ihr ratet nie, was passiert ist (nichts Gutes)!“, „Beichte einer jungen Frau: Ich fühle mich erregt, wenn Männer mir unaufgefordert an den Hintern fassen“ oder „Ich habe „aus Versehen“ mit der falschen Frau geschlafen (der hotteren Zwillingsschwester). Was dann geschah, hat uns alle überrascht.“ Journalismus, der dahin geht, wo es wehtut (Hoden)!

„Schöner Wohnen“ – Auf dieses Heft haben viele junge hippe Männer gewartet: „Schöner Wohnen (Kerle Edition)“. Nimmt man zumindest an. Gehört hat man schon lange nichts von ihnen, da viele in ihren zugerümpelten Wohnungen verschüttet wurden. Doch Rettung naht!

Inhalt – Die Zeitschrift bietet praktische Aufräumtipps: Alles, was hochgehoben werden kann, ist zu schwach, um behalten zu werden! Darüber hinaus gibt es Einrichtungsinspirationen. Ob durch den Einbau von Stehklos, um Platz und nervigen mit Vagina ausgestatteten Besuch zu sparen (und Zeit, da man nicht kacken kann), die Anschaffung von zu Sesseln umgebauten Baggerschaufeln oder Dekoelementen wie Vasen voller vielfarbiger Schraubenzieher – die „Schöner Wohnen (Kerle Edition)“ hält viele praktische Tipps bereit, um aus dem Heim eine Bude zu machen.

„Apothekenumschau“ – Die „Apothekenumschau für ihn“ behandelt alle wichtigen Fragen rund um die Medizin und ist deshalb gerade für den gutbetuchten (weil männlichen) Rentner unentbehrlich. Testabonnenten bezeichnen die Zeitschrift begeistert als „besser im Kümmern als meine Frau, denn das Ding redet nicht so viel und ist schön flach geblieben, hehe. Hust. Ist das Blut?“

Inhalt – Die Ratgeberzeitschrift dreht sich vor allem um die großen Themen „Jammern, aber als Mann“ und „Nicht zum Arzt gehen“. Hilfreich dabei ist auch das heraustrennbare Merkblatt, auf dem die besten Gegenmittel zu allen gängigen Krankheiten vermerkt sind (passt schon; wird schon wieder; mal gucken, wie es morgen ist; ich sterbe).

„Flow“ – Achtsamkeit ist auch für Männer in ihrem stressigen Alltag in dieser immer schnelllebigeren Zeit unentbehrlich. Diese Marktlücke haben Meditationszeitschriften wie die „Flow pour l’homme“ entdeckt. Hier findet sich alles, damit die geschundene Seele zwischen Arbeit, Sport und nervigen Unterhaltsforderungen der Partnerinnen mal runterkommen kann.

Inhalt – Manchmal hilft es schon, nach einem fordernden Tag eine Duftkerze in den Richtungen Tabak, Metall oder Hodenschweiß anzuzünden. Sitzt die Verspannung tiefer, empfiehlt die Zeitschrift Yogaübungen, um die männlichen Energien wieder in Fluss zu bringen: den Trauerunterdrücker (aufrecht mit dem Gesicht zur Wand stellen, dann die Fäuste achtsam ballen), den Homophoben (Po mit beiden Händen bedecken und Gesicht langsam angeekelt verziehen) oder den Lustmolch (am Schaufenster des nächsten Frauenfitnessstudios ganz bewusst die Nase platt drücken). Außerdem: die besten Methoden, um sich von den eigenen Gefühlen abzulenken (Alkohol und Früchtetee).

„FAZ“ – Die Neuauflage des Frankfurter Klassikers als „FAZ Mann“ löste heftige Spekulationen um eine Neuausrichtung der Zeitung aus.

Inhalt – Der Titel ist zwar um die Zeile „alles, was Mann wissen muss“ ergänzt worden, sonst bleibt jedoch alles beim Altenbockum.

Fazit – Bei einem so unübersichtlichen Identifikationsangebot könnte es für Männer schwer werden, allen Anforderungen gerecht zu werden. Wir wünschen viel Spaß dabei!