Von Josephine Apraku

Zugegeben, ich bin eigentlich kein Fan von Neujahrsvorsätzen. Wenn ich etwas verändern will, dann kann ich das an jedem Tag im Jahr tun. Was mich aber interessiert, ist, welche Vorsätze die Elter*n in meinem Umfeld für sich selbst, die Beziehung zu weiteren Sorgepersonen und für das Miteinander zum Kind haben. Deshalb habe ich gefragt.
Einer meiner Wünsche an mich selbst als Mutter ist es, meinem Kind Raum zu geben, um zu entdecken, wer es in der Welt mit sich und anderen ist. Ich möchte es nicht überwältigen mit Zuschreibungen, sondern neugierig bleiben und offen dafür sein, dass es ein eigenständiger Mensch ist – schon jetzt.

©Tine Fetz

Schwarze queerfeministische Praxis und Denken wird offensichtlicher in meinem Zuhause verankert! Postkarten und Flyer mit Zitaten, Bilder von künstlerischen Arbeiten, mehr Kinder-/Jugendliteratur, die Schwarze Lebensrealitäten fokussiert, für das nächste gemeinsame Lesebuch vorschlagen. Kurz gesagt also: meine Begeisterung für die Praxis Schwarzer Frauen* unaufgeregt und unaufdringlich, jedoch stetig in die Erziehungsarbeit einfließen lassen.
– Belinda Kazeem-Kamiński, Künstlerin und Autorin

Als – weitgehend – alleinerziehende Mutter von Schwarzen Töchtern kann frau die Erwartungen der Gesellschaft niemals erfüllen: An so einem Leben ist – angeblich! – so viel falsch, „wenigstens“ bedenklich. Das gibt Freiheit: Das zu tun, was frau selbst für richtig hält: den Töchtern zu vermitteln, dass sie klasse sind. Und schaffen können, was sie schaffen wollen. Nun, schon angejahrt, sehe ich einzig in „der komischen Alten“ eine erstrebenswerte Rolle: sich weiterhin nicht eingrenzen zu lassen von Erwartungen, wie „alt“ und „Frau sein“ zu gehen hat.
– Eva, arbeitende Oma

Mein feministischer Vorsatz für das neue Jahr 2020 ist es, meinem Sohn weiterhin beizubringen, dass die meisten vermeintlichen Gegensatzpaare, auch Dichotomien genannt, tatsächlich nuancierte Spektren sind. Und das trifft für einen Großteil der Kategorien der Intersektionalität insbesondere zu, wie z. B. biologisches und soziales Geschlecht, aber auch Geschlechterrollen und Geschlechtsenergie. (Außerdem möchte ich daran arbeiten, den „Mental Load“ für meine Partnerin zu reduzieren.)
– Jonas, 30, Göttingen

Den kleinen Menschen, der als Junge wahrgenommen werden wird, so erziehen, dass er sich als erwachsener Mensch nicht verhält wie ein machtgeiler Patriarch. Stattdessen möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, dass der neue Mensch die Grenzen von seinen Mitmenschen erkennt und achtet – das ist mein Wunsch als werdende Mama.
– Maria

Meine Kids gehen vor alles und umgekehrt ist es ebenso. Das bedeutet für mich Familie – egal, ob chosen or bio. Und dafür möchte ich auch weiterhin Raum schaffen.
– Mic Oala, Cultural Producer

Ich nehme mir vor, mehr Gelassenheit zu haben, im ersten Moment für mich. Damit ich im Zusammensein mit meinen Töchtern besonnen und achtsam sein kann, um sie zu sehen, zuzuhören, ihre Rückmeldungen anzunehmen, Zeit für das Kuscheln zu haben, unsere Momente zu genießen, gemeinsam zu lachen, um uns gegenseitig zu stärken und anzunehmen, so ähnlich und verschieden wie wir sind. Loslassen, es wird gut!
– Olenka Bordo Benavides, Aktivistin

Unsere Kinder sollen gegen gesellschaftliche Ungleichheiten und hierarchische Verhältnisse ihren Willen zu Gerechtigkeit setzen lernen. Was Solidarität bedeutet und Verbündetsein, dass dazu Komplizenschaft oft notwendig ist, das sollen sie durch unser Vorbild sehr praktisch begreifen. Weil sie sich als (inzwischen) junge Männer identifizieren, ist Feminismus ihr primäres Lernfeld dafür.
– Tsepo Bollwinkel, Bildungsreferent

Mein Vorsatz ist die Bereitschaft, jeder Ahnung von Ungerechtigkeit in der Aufgabenverteilung rund ums Baby Raum zu geben. Verantwortlichkeit sollte immer wieder neu reflektiert und verhandelt werden können – besonders im kritischen Hinblick auf erlernte Genderklischees. Ich will zusammen mit dem anderen Elternteil die Frage stellen können, was für Eltern wir für unser Kind sein wollen.
– Virginnia