Von Kristina Kaufmann

Angefangen hat alles – wie vermutlich jede revolutionäre Bewegung – an einem Küchentisch. Gerade zurück gekommen von einer Punk-Tour, sitzen Ziúr und ihre Freundin dort zusammen und planen die Übernahme der Weltherrschaft. „Wir haben uns beide nicht wirklich von unserem Umfeld verstanden gefühlt, obwohl wir ja schon Teil einer Subkultur waren“, erzählt Ziúr beim Gespräch in einem Berliner Café. Am Abend geht es für einen Gig in die Schweiz.

Missy 06/19
©Stefan-Faehler

Als Teenager noch ein Punk, der auf dem Dorffest gegen Nazis wettert – „weil da tausend Leute vor der Bühne standen, die das hören mussten“ –, realisiert Ziúr später, dass auch

diese Szene ihrem emanzipatorischen Versprechen nicht gerecht wird. Auf das erste Gefühl, angenommen zu werden, folgt die Ernüchterung. „Es ist immer erst mal schön, sich zugehörig zu fühlen“, meint sie. „Aber ich glaube, dass ich das niemals voll erreichen werde. Für eine kurze Zeit gibt es vielleicht den einen oder anderen safe haven – bis sich auch da eine gewisse Engstirnigkeit durchsetzt.“

Auf Engstirnigkeit trifft sie auch in der elektronischen Szene. Menschen, die Angst davor haben, ihnen könnte durch neue Akteur*innen etwas weggenommen werden, die puristische, im Analogen fußende Standards verteidigen, die in all den Jahren, in denen Ziúr ihre Projekte nun schon verwirklicht, kein einziges ermutigendes Wort parat haben. In Ziúrs Augen sind das Menschen unter Zugzwang. Leute, die vielleicht Angst haben, den nächsten Schritt in Richtung Zukunft schon nicht mehr mitmachen zu können.

„Ein Trauerspiel, eigentlich“, sagt sie. „Wenn man sieht, wie Leute gegeneinander arbeiten, wenn sie si…