Von Nelli Tügel

Nicht erst seit dem Erfolg der Aufräumikone Marie Kondō ist das Ausmisten des Kleiderschranks fester Bestandteil westlichen Konsumverhaltens. Regelmäßig erleichtern sich Menschen vom Ballast ungenutzter Kleidung und verbinden dies mit einer vermeintlich guten Tat: der Kleiderspende. Mehr als eine Million Tonnen Kleidung werden jährlich in der Bundesrepublik gespendet, an Altkleidercontainer oder Secondhandläden, die von Organisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz und Oxfam betrieben werden – oder aber an Kleiderkammern sozialer Einrichtungen. Die überwältigende Mehrheit derjenigen, die Altkleidersammlungen als Geber*innen aufsuchen, wiegen sich dabei im Glauben, anderen zu helfen sowie die Umwelt zu schonen. Zweifelhaft ist beides: Durch

Kleiderspenden wird kein Stück weniger hergestellt. Weil die oft unter extremen Arbeitsbedingungen stattfindende Textilproduktion auf Überfluss ausgerichtet ist, wird weder qualitativ noch ästhetisch nachhaltig gefertigt. Recycling ist wegen der selten sortenreinen Kleidungsstücke technisch extrem aufwendig. Zudem schadet der mit Altkleidern betriebene Handel gerade den lokalen, nachhaltigeren Textilhersteller*innen jener Länder des Globalen Südens, in die aus Containern stammende Kleiderspenden als Waren exportiert werden.

Mode 06/19
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Wie aber verhält es sich mit Kleiderkammern, die Spenden direkt annehmen und weitergeben? Eine solche Kleiderkammer betreibt die 2013 gegründete Berliner Nachbarschaftsinitiative Moabit hilft e.V., die geflüchtete und wohnung…