Interview: Marie Serah Ebcinoglu
Foto: Julie Pike

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Männlich mit einem femininen Touch. Menswear hat mich immer mehr angezogen als Kleidung, die explizit für Frauen designt wurde.

©Julie Pike

Repräsentieren deine eigenen Designs, z.B. deine Abschlusskollektion für dein Studium, auch diese Vorliebe und deinen eigenen Stil?
Meine Entwürfe reflektieren weniger meinen eigenen Stil als meine Interessen. Meine Abschlusskollektion war zwar Menswear, aber sie könnte wahrscheinlich auch von Frauen getragen werden. Eigentlich ist meine Kollektion ziemlich unisex gewesen, auch wenn ich dieses Wort hasse. Mit dem Erstarken des Feminismus verändert sich das Verhältnis des Mannes zu feminin geprägten Kleidungsstücken. Kleider für Männer sind das, was einst Anzugjacken für Frauen waren. Wir tragen diese Kleidungsstücke als ein Zeichen von Empowerment. Ich finde es wichtig, zwischen Stil und Mode zu unterscheiden. Stil ist etwas Konstantes, Mode ändert sich schnell. Und nur weil etwas modisch ist, hat es nicht unbedingt Stil. Für mich ist Mode ein Ausdruck meiner Sicht auf die Gesellschaft. Das, was ich im Blick habe, wenn ich designe. Gleichzeitig sind meine Designs eine Idee oder ein Vorschlag für einen neuen Stil.

Wohin wird sich Mode in der Zukunft entwickeln?
Momentan sprechen alle vom „Death Of Fashion“, aber ich glaube, was gemeint ist, ist das Ende von Fast Fashion. Jetzt ist das große Thema „Sustainable Fashion“, also nachhaltige Mode. Ich unterscheide zwischen Mode für den Einzelhandel und Mode als künstlerisches Medium. Ich glaube, dass Nachhaltigkeit etwas ist, das wir schon heute als gegeben annehmen müssen. Der Einzelhandel muss nachhaltig sein. Aber was bedeutet Nachhaltigkeit für Mode als künstlerisches Medium?

Dieser Text erschien zuerst in Missy 06/19.