Von Nadia Shehadeh

In den 1990er-Jahren war der Nordirland-Konflikt ein beliebtes Thema im Englischunterricht, das wir hauptsächlich anhand von Filmen abarbeiteten. Wir kauten das Thema so lange durch wie einen Kaugummi, den man stundenlang von einer Backe in die andere schob, bis er komplett den Geschmack verlor. Wir wurden vor Macker- und Schmerzensmann-Dramen wie „Im Namen des Vaters“ und „Cal“ gesetzt. Später folgte der übertrieben gehypte Bestseller „Die Asche meiner Mutter“ von Frank McCourt über seine

irische Kindheit, der natürlich in Regenwetter-Ästhetik verfilmt wurde. Als wir „Michael Collins“ schauen mussten, überkam mich zwischendurch der Sekundenschlaf, weil all diese Männerbiografien mich langsam ganz schön müde machten. Allen diesen Geschichten wohnte stets ein sentimentaler Touch von Heimatüberhöhung und pathetischer Dude-Romantik inne.

Missy magazine 06/19, Serien,
©Netflix

Erst viel später lernte ich, dass es auch noch andere Perspektiven auf die Geschichte Nordirlands gab, z. B. als ich „Nur nicht unsichtbar werden“ von Nuala O’Faolain las. Und dann, boom, erschien Ende letzten Jahres auf Netflix die nordirische Sitcom „Derry Girls“. Coming-of-Age-Serien, in denen die Hauptdarstellerinnen fluchen und Grimassen ziehen, die auf den Male …