Von Aditi Dixit und Silva Lieberherr
Illustration: Riikka Laakso

Am 5. August dieses Jahres hat Indien die Teilautonomie des Bundesstaats Jammu und Kaschmir aufgehoben, Zehntausende weitere Soldat*innen (die Zahlen variieren) in die Region verlegt und sich damit selbst zur Besatzungsmacht gemacht. Während Frauen in Kaschmir den Übergriffen dieser Armee ausgesetzt sind, argumentiert die von der hindunationalistischen Bharatiya Janata Partei (BJP) gestellte indische Regierung, ihre Besatzung befreie die Frauen. Als ebendiese Regierung den Artikel 370 der indischen Verfassung aufhob, auf dem die Teilautonomie von Jammu und Kaschmir gründete, rechtfertigte der Außenminister Subrahmanyam Jaishankar dies mit dem „Streben nach besserer Regierungsführung und schnellerer Entwicklung“ für die Region. Außerdem, so

Jaishankar weiter, verweigere Artikel 370 „kaschmirischen Frauen sozioökonomische Gerechtigkeit in Bezug auf das Recht auf Eigentum und Ehe“.

Missy Magazine 06/19, Real Talk
©Riikka Laakso

Gemäß Artikel 370 ist es nämlich nur den Bürger*innen von Jammu und Kaschmir erlaubt, Land oder Immobilien im Bundesstaat zu besitzen. Frauen, die mit Nicht-Kaschmiris verheiratet sind, und ihre Kinder verlieren dieses Recht – im Gegensatz zu kaschmirischen Männern. Obwohl es ähnliche Gesetze in einigen anderen Bundesstaaten gibt, sind sie der rechten BJP nur in Kaschmir ein Dorn im Auge. Ein Grund dafür ist, dass Jammu und Kaschmir der einzige indische Bundesstaat mit einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit ist und die Abschaffung dieser „Sonderrechte“ für Muslim*i…