Von Steffen Greiner

Wie nimmt man Platz ein, auf jener Erde, auf der wir, wie Ocean Vuong schreibt, in seinem Durchbruchs-, nun, -roman, der eigentlich alles andere ist, für einen kurzen Moment ganz grandios sind? Frage an Vuong bei einer Lesung in Berlin. Die Antwort ist wenig einprägsam, ich habe sie vergessen. Vielleicht war sie auch nicht die Antwort. In Erinnerung hingegen: Da sitzt Ocean Vuong, Jahrgang 1988, geboren in Ho-Chi-Minh-Stadt,

mit zwei Jahren mit seiner vietnamesischen Familie in die USA migriert, auf einer Bühne, ist schmächtig und redet leise und weint und verstummt schließlich beim Vortragen von Gedichten über Masturbation. Und neben ihm sitzt der schlaksige US-amerikanisch-iranische Dichter Kaveh Akbar, der die Blätter fallen lässt, wenn ihre Strophen gelesen sind, und Vuong, der in sich zu verschwinden scheint, füllt die Bühne, während Akbar ein Sidekick ist, ein Dichter halt. Und Vuong die neue Zeit.

Typenparade: Muttersprache Krieg
©Tom Hines

Was ist der Raum, den Menschen einnehmen können, mit Körpern und Begehren, denen Raum nicht zugestanden wird? Vuong schreibt sich in einem Roman, der autofiktional ist, als Körper in diese Räume hinein. Ein Brief an eine Mutter, die nicht lesen kann. Von den Nagelstudio…