Von Nadia Shehadeh
Illustration: Zeloot

Ich bin eine starke Person. Im Sinne von: Ich kann einen sechs Kilo schweren Wasserkasten recht lange um den Block tragen, ohne nennenswert davon angestrengt zu sein. Schon als Kind trug ich wahlweise die Familieneinkäufe, Wäschekörbe voller Textilien oder meine kleine Schwester durch die Gegend. Bis heute habe ich kein Auto, sondern befördere meine Einkäufe stets per Hand nach Hause. Das ist nichts, worauf ich stolz sein könnte, sondern einfach meine physiognomische Beschaffenheit, die mich mit Oberschenkeln ausgestattet hat, die es möglich machen, eine Wassermelone zu zerquetschen. Nun trainiere ich seit einigen Jahren in einem Fitnessstudio, und dass ich das halbwegs regelmäßig tue,

verwundert mich selbst – ich bin eigentlich ein totaler Sportmuffel. Der Grund für meine Motivation ist: Ich bin dort beim Krafttraining gelandet.

Missy Magazine 01/20, Kolumne Nadja,Passion Pumpen
©Carmen Reina

Als ich das erste Probetraining meines jetzigen Studios besuchte – ich habe in meinem Leben schon so einige Probetrainings hinter mich gebracht, allerdings hinterließen nicht alle ein Gefühl der Wonne –, war der Trainer verzückt, als er feststellte, dass er mir Kilos um Kilos auf die Beinpresse packen konnte. „Du verziehst immer noch nicht das Gesicht?“, quietschte er, als ich Fünfzig-Kilo-Gewichte wie Federbälle von mir wegstieß, und jubelte: „Dann legen wir mal nach!“ Ich marschierte mit ihm von Gerät zu Gerät und ballerte Kilos weg,…