Von Barbara Schulz

Die US-Amerikanerin Marla Hansen hat eine der schönsten Singstimmen überhaupt. Das war schon 2007 klar, als sie mit ihrer Debüt-EP „Wedding Day“ um die Ecke kam und originellen Folk-HipHop kredenzte. Doch schon vorher und auch nachher wurde die Bratschistin vor allem als Gastmusikerin gebucht. So begleitete sie lange Sufjan Stevens und My Brightest Diamond, auch mal Jay-Z – und hatte keine Zeit.

Missy Magazine 01/20, Musikrezis
@Karaoke Kalk / Indigo

Nun, zwölf Jahre später, erscheint das zweite Album der Wahlberlinerin. Bei „Dust“ halfen Barbara Morgenstern an den Tasten und The Notwists Andi Haberl am Schlagzeug. Sie haben Hansens Gesang oft mit opulenten Streichern und Plucker-Elektronik ummantelt. Solche Musik sollte man im Winter hören, mit Schnee. In Ermangelung von Letzterem (hach) wenigstens durchgefroren und rotweinhungrig oder nachteulenwach!

Der Titeltrack „Dust“, in dem Hansen staunt, stärker zu sein als gedacht, und von Chören und zarten Keyboards beschützt wirkt, ist wunderschön wärmend und mit seiner spinnerten Folkigkeit nah an den tollen New Yorker Kollegen Dirty Projectors. Auch das fröhliche „Of Us All“, das betörend mäandernde „Rare“ und das von der klassischen Pianoballade aus kurz manisch ausufernde Schlussstück „Expected“ sind ganz großes Kino.

Marla Hansen „Dust“ Karaoke Kalk / Indigo