Von Agata Hofrichter

Im Fall von Privilegierten ist die Beanspruchung von Raum Ausdruck von Entitlement. Für systematisch Benachteiligte ist sie hingegen eine Chance zur Selbstermächtigung. Wer den Kampf um die knappe Ressource gewinnt, hat die Sichtbarkeit und das Sagen. Installationskunst birgt demzufolge Machtpotenziale. Denn Raum beanspruchen bedeutet Sichtbarkeit vergrößern, manchmal auch erzwingen. Künstler*innen bespielen Kubikmeter mit einer Botschaft, nicht nur ein brav abgestecktes Stück Wand. Besucher*innen werden konfrontiert, müssen um ein sperriges Objekt herumgehen, manchmal durch eine raffiniert komponierte Welt wandern. Schon weil Installationen meist größer sind als Menschen und

Malereien, muss man sich anders mit ihnen auseinandersetzen, sich eventuell klein fühlen und etwas ehrfürchtig.

Sheela Gowda, die 1957 im indischen Bhadravati geboren wurde und in Bangalore lebt, begann ihre Karriere als Malerin. In Öl fing sie den Alltag der indischen Mittelschicht, Konflikte von Frauen sowie mediale Bilder politischer und sozialer Spannungen ein. Die Liste der Kunstevents, bei denen Gowda vertreten war, ist lang und umfasst renommierte Stationen wie die Biennalen in São Paulo 2014, Venedig 2009 oder die documenta 12, 2007. Das Münchener Lenbachhaus zeigt mit „Sheela Gowda. It.. Matters“ nun anlässlich des Maria-Lassnig-Preises, den Gowda 2019 erhielt, ihre erste museale Einzelausstellung in Deutschland.

Missy 02/20
© Sheela Gowda, Making of And …, 2007. © Shell Gowda