Von Aida Baghernejad

Ich hoffe, dass die arischen Mustermänner, die mir zwei Wochen nach meiner Ankunft in London, Ontario, Kanada sagten, ich solle in mein eigenes Land zurückkehren, das hier sehen“, sagte Lido Pimienta, als sie 2017 den wichtigsten Musikpreis Kanadas, den Polaris Prize, für ihr selbst veröffentlichtes Album „La Papessa“ entgegennahm.

Missy 02/20
© Daniella Murillo

Pimienta dankte auch gleich noch ihrer Mutter dafür, dass sie jahrelang den Rassismus Kanadas ertragen habe. Auf dem Album sang sie übrigens ausschließlich auf Spanisch – eine Premiere im dem Land, das nicht ganz so weltoffen ist, wie es sich gerne nach außen gibt.

Pimienta, geboren im kolumbianischen Barranquilla und als Teenagerin nach Kanada gezogen, macht im besten Sinne „World Music“ – aber eben nicht exotisierende Pastiches auf musikalische Traditionen für den westlichen Markt, die mit diesem neorassistischen Begriff beworben werden. Vielmehr ist das, was Pimienta schafft, Musik, die tatsächlich Globalität atmet und nicht in irgendeiner erfundenen Vergangenheit stecken geblieben ist. Sie ist so hybride, wie es auch Pimientas tatsächliches Leben als queere, alleinerziehende afroindigene kolumbianisch-kanadische Künstlerin, Kuratorin und Musikerin ist.

Auf dem neuen, ihrem dritten Album „Miss Colombia“ spielt sie bspw. genauso mit afroin- digenen Elementen wie mit kolumbianischer Cumbia, zeitgenössischen Electronica und großem Pop-Gestus, während sie sich mit ihren Erfahrungen als Schwarze und indigene Frau mit Migration und ihrem Verhältnis zu Kolumbien auseinandersetzt. Bin ich noch Kolumbianerin oder schon Kanadierin? Und wie fühlt es sich an, für immer als…