Missy 02/20

Balbina
Punkt.
Polkadots / BMG / Warner

Eine Künstlerin, die polarisiert – so wird Balbina gerne mal beschrieben, weil es Leute gibt, die sie nicht mögen. Es ist aber auch nicht ganz einfach, sie zu mögen. So extravagant, so ambitioniert sind ihre Songs, dass sie die Hörer*innen oft irritiert zurücklassen – und Plattenlabels erst recht. Weil die 36-Jährige keine Lust mehr hatte, ihrer Plattenfirma immer wieder zu erklären, warum sie tat, was sie tat und wie sie es tat, verließ sie Sony und bringt ihr viertes Album auf ihrem eigenen Label Polkadots heraus. Polkadots, weil sie gerne Punkte mag und das Wort Polka sie an ihre polnische Herkunft erinnere. „Punkt.“ ist der Titel dieses Befreiungsschlags, bei dem sie sich alle Freiheiten nimmt, die sie will. Z. B. auch mal auf Englisch zu singen – einfach nur, weil es das Wort „blue“ auf Deutsch so nicht

gibt. Jeder Songtitel hat einen Punkt. Auch „Sonne.“, ihre Version des Rammstein-Songs, der nicht brachial, sondern erhaben klingt. Das ganze Album klingt nach Größenwahn, aber auch nach Klarheit – selbst „Langeweile.“. Hier Wut, da Jubel, dort Schwermut, und am Ende kurz Herbert Grönemeyer. Das in einem Genre zu verorten, scheint unangemessen. Balbina kommt aus dem HipHop, experimentierte dann mit Orchestralmusik. „Punkt.“ ist nicht dazwischen, sondern irgendwo um die Ecke. Ein Kunstwerk zum Anhören. Da kann man ruhig auch irritiert sein. Juliane Streich

 

Missy 02/20

Katie Gately
Loom
Fabric / Houndstooth / Rough Trade

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