Mir dreht sich der Magen um. Eine echte Mutter bekommt keinen Würgereiz, wenn sie ihr Kind saubermacht.“ Was Saskia beim Windeln ihres Sohns Saul durch den Kopf geht, bringt ein heikles Problem auf den Punkt: Seit einem Jahr als Mutter fühlt die Schriftstellerin sich überhaupt nicht so – ja, sie wollte nie ein Kind. Nun hat sie eins. Zur Welt gebracht von Juli, ihrer großen Liebe und Pressesprecherin der belgischen Grünen. Die beiden erfolgreichen Frauen und ihr Baby sind eine Bilderbuch-Regenbogenfamilie. Oder wären es, wäre Saskia nur glücklicher mit ihrem Glück.

Missy Magazine03/20, Literaturaufmacher, Saskia DeCoster
© Koos Breuke

Der Roman startet mit einem Flug Richtung Kanada, wo Saskia, Juli und Saul nach dem ersten stressigen Jahr als Familie den Samenspender besuchen. Er heißt Karl, ist schwul, Künstler und Saskias bester Freund. Alle zusammen reisen zu Karls Mutter, die auf einer Insel in einer Hippie- Kommune lebt. Es gibt hier Gemüsegärten, Wälder und Meer, kein Internet, jede Menge seltsame Menschen und ein bedrückendes Geheimnis. In diesem etwas eigenwilligen Setting versuchen die drei, ihre Beziehungen zueinander und zum Baby zu klären. In Rückblicken wird außerdem erzählt, wie Karl zum Samenspender wurde, wie es in Kinderwunschpraxen zugeht, wie viele blöde Fragen sich zwei Frauen mit Kind anhören müssen oder wie unbeschwert die beiden ohne waren. Erzählt wird aus Saskias Sicht, dazwischen kommt in kurzen Abends-im-Bett-Dialogen auch Juli zu Wort.

Saskia de Coster (die selbst mit ihrer Freundin einen Sohn hat und deren Hauptfigur sicher nicht zufällig so heißt wie sie selbst) erzählt davon, jenseits der Heteronorm eine F…