Wir leben in miserablen Zeiten, und zwar so miserabel, dass alle möglichen Menschen noch mehr im Internet rumdaddeln als bereits zuvor. Was dazu führt, dass meine Social-Media-Kanäle stärker bevölkert sind von Menschen, die mich persönlich zwar kennen, aber bisher eher andere Hobbys hatten, als im Internet auf meine feministischen Ergüsse zu stoßen. Ein nachlässig gepostetes Hummus-Rezept auf meinem Instagram-Kanal führt sie auf einmal direkt zu meinem kleinen und berüchtigten Blog. „Die Shehadeh“, das werden

die unbedarften Menschen aus meinem Nahfeld dann vielleicht denken, „betreibt da ein umtriebiges Plätzchen im Netz, das nicht nur Kochrezepte und Musikvideos bereitstellt, sondern auch handfesten Feminismus – und um Rassismus geht es da auch noch!“

Missy Magazine 03/20, Kolumne, Emiliy Eldgridge
© Emily Eldridge

„Bist du die Nadia Shehadeh, die bei diesem Albtraum-Buch mitgemacht hat, oder gibt es da noch eine andere?“, fragte mich eine Kollegin halb fasziniert, halb erschrocken. Sie hatte mich extra im Büro angerufen, um sich zu vergewissern, ob ich wirklich in „Eure Heimat ist unser Albtraum“ mitgeschrieben hatte, dem Band, der Rassismus in Deutschland an den Pranger stellt. Viel schöner wäre es doch, ich wäre einfach nach wie vor die lustige Kollegin in de…