Interview: Sarah Kailuweit
Foto: Stefanie Kulisch

Wie würdest du deinen Kleidungsstil beschreiben?
Unaufgeregt, comfy … und Material ist wichtig. Ich stehe auf die Stofflichkeit von Dingen.

Gibt es ein Teil, das du besonders gerne trägst?
Ich habe eine Hose von American Vintage, die richtig fließend weich ist und an keiner Stelle juckt oder beißt. Finde ich geil: Stoffe tragen, die sich so gut anfühlen, dass du sie eigentlich nicht spürst.

Welche Rolle spielt Mode für dich im Alltag?
Ich bin schon viel damit beschäftigt, wie ich aussehe und was ich anziehe. Inzwischen kann ich das aber auch vor mir rechtfertigen.

Missy Magazine 03/20, Styleneid
© Stefanie Kulisch

Ist ja auch eine Form von Selbstbestimmung.
Voll! In feministischen Debatten geht es oft um die Frage, wie wir uns anziehen und ob das überhaupt relevant ist. Wichtig dabei ist Ehrlichkeit: Denn ich ziehe mich auch für andere Leute an. Klar, es ist essenziell, dass ich mich wohlfühle. Aber richtig geil ist, wenn ich mich so gut fühle und mir andere Komplimente deswegen machen. Das bestätigt meinen Geschmack und ich mag meinen Stil persönlich ziemlich gerne.

Was wünschst du dir von der Modeindustrie?
Ich wünsche mir eher was von uns als Konsument*innen. In Green-Fashion-Diskussionen werden Menschen aufgrund ihrer Kaufentscheidungen oft verurteilt. Wir müssen verstehen, dass Kaufentscheidungen bei vielen Menschen nicht nur gemacht werden wollen, sondern gemacht werden müssen. Es ist schwierig, gemeinsam für Veränderung zu kämpfen, wenn wir dabei auf andere hinabblicken. Das ist weder solidarisch noch ein Kampf für alle, sondern nur ein Kampf für das eigene Ego. Ich begrüße, dass Leute im Modekontext aktivistisch unterwegs sind. Aber wir alle müssen lernen, Veränderungen nicht an Handlungen oder vermeintlichen Fehlentscheidungen anderer festzumachen.

Dieser Text erschien zuerst in Missy 03/20.