Der ästhetische Sog von „Frontera Verde“ trägt mich wie hypnotisiert durch die acht Folgen. Tiefgrüne Bilder vom Amazonas lassen mich die schwere Luft fast schmecken, sphärische Musik webt sich hier und da in den Klangteppich des Regenwalds und der langsame Plot baut von der ersten Sekunde an eine Spannung auf, die mich vollständig vereinnahmt. Ich laufe fast mit durch dieses scheinbar unendliche Dickicht, das sich hier „Manigua“ nennt.

Die Miniserie erzählt von der Polizeiagentin Helena Poveda, die, aus Bogotá ins Dreiländereck Kolumbien-Brasilien-Peru berufen, einen mehrfachen Femizid aufklären soll. Dort sind im Dschungel drei Weiße und eine indigene Nonne namens Ushë mit Pfeilschüssen getötet worden. Im Laufe der acht Episoden wird allmählich klar, dass es nicht nur um die Aufklärung der Tat, sondern auch um Povedas Vergangenheit geht, die irgendwie mit der Ushës zusammenhängt.

Missy Magazine03/20, Green Frontier,Serien
© Courtesy of Netflix

Folge für Folge bewegt sich die Erzählung vom Thriller hin zu einer Art magischem Realismus, der schwer beladen mit weiblicher Symbolik auch irgendwie feministisch wirkt. Indem eine gewisse Vielfalt indigener Kulturen sichtbar wird, macht „Frontera Verde“ den anti- kolonialen Anschein eines bewussten Umgangs mit indigener Geschichte und Identitäten. Zumindest im Vergleich zu etwa 99 Prozent der Serien und Filme, die es sonst in den Mainstream schaffen. Umso größer meine Ernüchterung, als ich feststelle, dass ich zwar Schauspieler*innen aus realen Comunidades gesehen habe, denen allerdings einfach andere Namen verpasst wurden: Während Kolumbianer*innen und Brasilianer*innen auch solche bleiben dürfen, werden die Uitoto und Ticuna sprechenden Personen Bevölkerungsgruppen zugeordnet, die frei erfunden sind.

Mit dieser einseitigen Fiktionalisierung bleibt „Frontera Verde“ leider die „Ethno-Nischen“-Produktion, die sie, dem Making-of nach zu urteilen, eigentlich genau nicht sein möchte. Raum, der für diese…