Seit ihrem ersten Hit, der extrem tanzbaren Clubhymne „Raingurl“ (2017), erregt Yaeji in exponenziell größeren und globaleren Kreisen Aufmerksamkeit und wird von einer begeisterten Fanbase gefeiert: Etablierte Medien wie „Vogue“, „New Yorker“ oder „Guardian“ haben über die 26-Jährige geschrieben; im April sollte sie wieder das Publikum des riesigen Coachella Festivals zum Schwitzen bringen. Gleichzeitig bleibt sie ein Liebling der Underground-Clubszene New Yorks und ihrer Rave-Familie in Brooklyn, der sie treu bleibt. Ihre erste Single „New York 93“ (2017) war Programm: Der Titel bezeichnet Ort und Jahr der Geburt von Yaeji, deren Eltern aus Korea eingewandert waren. Er verweist aber

auch auf die legendäre, euphorische und geheime New Yorker Clubkultur der 1990er-Jahre, deren Einfluss in praktisch allen nachfolgenden Formen elektronischer Musik und Undergroundkulturen spürbar ist. Verwoben in diese überschwängliche Nightlife-Euphorie war gleichzeitig auch der unfassbare Schmerz der AIDS-Krise. Unser Interview fand in New York am Tag nach der Premiere ihres neuen Videos zu „What We Drew 우리가 그려왔던“ und einen Tag vor dem Release ihres gleichnamigen neuen Mixtapes statt – natürlich nicht persönlich, sondern via Zoom. Yaeji in Brooklyn, ich in Queens, wir beide im Pandemie-Zentrum der USA, mit dem ständigen Heulen der Krankenwagen im Hintergrund.

Missy Magazine 03/20, Titel
© Lucka Ngô

Yaeji – mit vollem Namen Kathy Yaeji Lee – erzählt mir, dass sie sich …