Zoff um Wiki
Von
Von Katharina Mosene, Christina Dinar, Ann-Kathrin Koster und Francesca Schmidt für netzforma* e.V.
Wieso hat das Internet eigentlich einen Vater? Stets heißt es, Vint Cerf habe dem Internet sein Leben gegeben, indem er die bis heute zentralen TCP/IP-Protokolle entwickelt hat – ein geradezu biblischer Vergleich. Neben ihm gelten eine Reihe weiterer zumeist weißer cis Männer als gegenwärtige Pioniere des Internets: Bill Gates, Mark Zuckerberg, Jeff Bezos und Jack Ma. Doch sie wären alle nichts ohne Ada Lovelace, die erste Programmiererin der Welt. Endlich, da ist sie, die Urmutter des Internets! Dank Netflix wissen nun auch die meisten von uns, dass der Terminus „Computer“ einst ein Synonym für Frauen an den Maschinen („Computer Operators“) war; nachzuschauen in Serien und Filmen wie „The Bletchley Circle“ oder „Hidden Figures“. Zu Ada Lovelace gesellen sich weibliche Persönlichkeiten wie Grace Hopper, die federführend an der Entwicklung moderner Programmiersprachen beteiligt war, Mary Allen Wilkes, Mitentwicklerin des Heimcomputers, und nicht zuletzt, um einen großen Sprung in die Gegenwart des sozialen Internets zu machen, Sheryl Sandberg.
Frauen werden im Internet zunehmend sichtbar, trotzdem heißt das nicht, dass dies den Ansprüchen eines intersektionalen Feminismus gerecht wird. Sehr deutlich wird das an
Sandbergs Initiative Lean In, die zwar eine Plattform für die Kritik von Geschlechterungleichheit bietet das Thema aber durchweg neoliberal rahmt und weitere relevante Ausschlusssysteme ignoriert. Feministische Kommunikationswissenschaftler*innen wie Ricarda Drüeke und Elisabeth Klaus von der Universität Salzburg beschreiben das Internet daher zu Recht als einen umkämpften (öffentlichen) Raum. Das Internet als Blaupause unserer Gesellschaft ist so ebenso sehr Spiegel gesellschaftlicher (Ungleich-)Verhältnisse wie Möglichkeitsraum für progressive, queerfeministische, intersektionale Gesellschaftsentwürfe.
So vielfältig wie die Forschung sind auch die Bewegungen und Allianzen, die im Internet entstanden sind. Neben Plattformen, die Frauen Sichtbarkeit verschaffen, wie die Speakerinnen-Liste oder das Women Experts’ Network, verweisen netzpolitische Vereine wie D64 in ihren Ankündigungen längst auf die Verteilung von Sprecher*innenrollen. Die re:publica 2019 hat mit der Opening Keynote von Nanjira Sambuli eine Akt…