Eine runde Bühne mit drei goldenen gepolsterten Schnörkelstühlen. Links sitzt eine anmutig wirkende schwarz gekleidete Frau, in der Mitte ein Mann im Anzug und rechts ein verängstigt und verzweifelt wirkendes junges Mädchen. Um die runde Bühne herum sitzen Menschen und starren sie an. Hinter dem Publikum haben sich Kamerateams aufgebaut.

© Little Dream Entertainment

Das verzweifelte Mädchen ist Maryam Komijani, sie soll ihren Ehemann Nasser Zia umgebracht haben und muss deshalb nun im Live-Fernsehen um ihr Leben betteln. Die schwarz gekleidete Frau ist Mona Zia, Nassers Tochter. Der Mann im Anzug ist der Moderator des morbiden Spektakels. Er fordert die Zuschauer*innen zuhause dazu auf, ihre Meinung per SMS zu teilen, ob Maryam vergeben werden soll, oder nicht. Vergibt Mona Maryam, wird Maryam leben. Vergibt sie ihr nicht, wird Maryam sterben.

Der dystopische Plot deutet sich schon durch die Drohnenbilder der Stadt bei Nacht an, die den Streifen eröffnen und an Filme wie „Blade Runner“ erinnern. Diese Reality-TV-Serie ist wie eine bizarre Mischung aus Live-Gaming-Show und Transitional Justice. Laut Regisseur Bakshi gibt es ähnliche Formate tatsächlich im Iran. “Yalda“ bleibt spannend bis zur letzten Sekunde und verhandelt dabei Themen wie Patriarchat, Mediennutzung, Klassenunterschiede und die gesellschaftliche Ordnung des Irans.

“Yalda – A Night of Forgiveness” IR / FR / DE / CH / LU 2019. R: Massoud Bakshi. Mit: Sadaf Asgari, Behnaz Jafari, Babak Karimi u.a. 89 Min., Start: 18.6.