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Tiara Roxanne

Ein feministisches Internet ist keine Utopie, sondern ein Ausgangspunkt für eine intersektionale Cyberkritik. Mir geht es darum, intersektionales Gedankengut ins Digitale einzuschreiben, um dessen Kanon implodieren und zusammenbrechen zu lassen. Ich beschäftige mich momentan mit dem Terror des technologischen Rahmens, den porösen Grenzen und dem Möglichen. In meinen Arbeiten versuche ich, das Hegemoniale und die ihm innewohnenden Ungleichheiten zu bekämpfen, indem ich beleuchte, wie sich struktureller Rassismus und Kolonialismus innerhalb der Matrix fortschreiben. Auch abseits vom Rechner – gemeinsam mit dir und dir und dir.

Dr. Tiara Roxanne ist Cyberfeministin, Wissenschaftlerin und Künstlerin und untersucht als solche die Beziehung zwischen dem indigenen Körper und Künstlicher Intelligenz. Sie lebt in Berlin und NYC.

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Dalia Othman

Ein feministisches Internet ist ein Werkzeug, das Frauen und Queers empowert, indem es ein Safe Space für den Ausdruck des Selbst wie auch für die Stärkung von Bewegungen bietet. Für mich ist Jeem.me – eine arabischsprachige Website, die Wissen zu Gender, Geschlecht und Sexualität bereitstellt – ein perfektes Beispiel hierfür. Wir wünschen uns mehr Onlineinhalte auf Arabisch, die über Mainstreamdiskurse hinausgehen und einen sicheren Ort für Austausch bieten. Da Frauen und Queers im Netz oft bedroht werden, ist es essenziell, dass marginalisierte Communitys mit genügend Autonomie ausgestattet werden, um ihre Geschichten zu erzählen, ihre Privatsphäre gewahrt zu wissen und um Misogynie und Homofeindlichkeit wirkungsvoll entgegentreten zu können.

Dalia Othman ist die Projektmanagerin von Jeem.me. Davor war sie Projektkoordinatorin für Gender & Tech bei Tactical Tech und Research Fellow am Berkman Klein Center for Internet & Society in Harvard.

© Marcella Ruiz Cruz

Tabita Rezaire

Hinter der frenetischen, profitorientierten Gier nach Wachstum und dem unstillbaren Durst des Kapitalismus liegen andere Welten. Welten, in denen Visionen wahr sind, in denen Blumen sprechen, in denen Wasser heilt. Welten, die wir aus dem Geist downloaden und in eine manifeste Realität uploaden. Wir laufen auf den Visionen von denen, die vor uns träumten. Wir haben Technologien, die kollektives Wachstum ermöglichen. In uns selbst liegt der Code für unsere Emanzipation, in Einsen und Nullen, in DNA- Spiralen und ungehörten Liedern. Diese Technologien sind unsere Instrumente dekolonialer Heilung. Lasst uns dem Land danken und es schützen, unsere Ahn*innen für die Weisheiten ehren, auf denen sie beharrt haben. Während wir ihre Lehren kanalisieren, wässern wir die Knospen unserer Revolutionen. Mögen sich unsere Herzen öffnen, um Unendlichkeit zu empfangen.

Tabita Rezaire ist eine digitale Videokünstlerin und Mutter des Energiehauses SENEB. Sie untersucht Machtstrukturen sowie die Verbindungen von moderner Technologie und Spiritualität.

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Fiona Krakenbürger
Das Internet, von dem wir bei Heart of Code träumen, beherbergt eine Diversität von Perspektiven, die auch bei der Entwicklung der sozialen und technischen Möglichkeiten beteiligt waren: Schutz vor Überwachung. Dezentralisierte Strukturen. Zugang zu Informationen und Wissen. Und die Freiheit, sich und seiner Identität Ausdruck zu verleihen, frei von Angst und Gewalt. Damit Hate Speech, Zensur, Überwachung und Kommerzialisierung des Internets nicht ungezügelt voranschreiten, braucht es eine Diversifizierung der Orte, Gremien und Einrichtungen, die das Internet gestalten. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Internet denen dient, die es nutzen: allen.

Fiona Krakenbürger ist Aktivistin und lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist Mitglied der Heart of Code, eines feministischen Hackspace in Berlin.

Dieser Text erschien zuerst in Missy 03/20.