Mutation als Superkraft
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Von Sonja Ella Matuszczyk
Alejandra Ghersi musste sich mehrfach in ihrem Leben häuten, um die wahre Gestalt ihres Körpers herauszuschälen. 2014 schob die venezolanische Produzentin auf ihrem Debütalbum noch die pangeschlechtliche „Xen“ als Folie vor. Nur ein Jahr später definierte sie mit „Mutant“ ihr queeres Selbst stolz als Mutation, eine Superkraft all der Missverstandenen und Außenseiter*innen. Auf ihrem dritten selbstbetitelten Album flehte sie dann herzzerreißend „Quítame la piel de ayer“, also: „Lass mich meine Haut von
gestern abwerfen“, während sie ihre Formwandlungen zwischenzeitlich als Malerin, Model oder Performancekünstlerin erprobte. Und nachdem sie vergangenes Jahr ihre trans Identität offenbarte, scheint der erste Zyklus ihrer Metamorphosen vollendet: Traumata verwunden, stolziert sie als futuristische Kriegerprinzessin auf monströsen Cyborg-Stelzen und mit Scherenhänden bewaffnet mit „KiCk i“ zurück auf die Bühne.
„Bitch, I’m special – you can’t tell me otherwise“, peitscht Ghersi ihren Hatern gleich auf dem ersten Stück „Nonbinary“ über Maschinengewehrsalven und asymmetrischen Latinbeats um die Ohren. Und zum ersten Mal seit den beiden „Stretch“-EPs hört man die Künstlerin wieder rappen. Andere aus der Vergan…