Von Agata Hofrichter

In Otobong Nkangas Auge bricht sich – vergleichbar mit einem Prisma – das Wesen aller Dinge in seiner Komplexität. Land ist für sie nicht nur der Boden unter unseren Füßen. Zusammen mit den darin verborgenen Schätzen ist es auch ein Gebilde, das der Mensch unablässig untersucht und manipuliert.

Die namibische Tsumeb-Mine inspirierte Nkanga 2015 bspw. zur Arbeit „The Weight Of Scars“: „Ich sah nicht nur die Löcher, sondern dachte auch daran, wie viele Menschen sie gruben (…) Du stellst dir die Art der Narben vor, der mentalen Narben, emotionalen Narben, der Narben einer Landschaft.“ Gesellschaftliche und topografische Veränderungen

bilden das Gerüst, entlang dessen Nkanga ihre künstlerische Vision aufspannt. Dabei interessieren sie die verschiedenen Bedeutungen, die Rohstoffen kulturell zugeschrieben werden, und ihr Potenzial, um Erinnerungen und Gefühle hervorzurufen. Land weckt Begehrlichkeiten, ist Schauplatz kapitalistischer Ausbeutung und Terrain von Verteilungskämpfen. Den (post-)kolonialen Abbau von Erzen, Erden und Edelsteinen enthüllt Nkanga als gewaltsamen Ausdruck ungesunder Machtverhältnisse.

Missy 04/20 - Kunstaufmacher
Otobong Nkanga, Solid Maneuvers, 2015
Installationansicht Crumbling Through Powdery Air, Portikus, 2015

Foto: Helena Schlichting, Courtesy: Portikus

„Wenn wir uns nicht darum (um das Land) kümmern, dann wird es nicht in der Lage sein, uns die Dinge zu geben, die wir…