Selma Lagerlöf war für mich lange nur die, die „Nils Holgersson“ geschrieben hat. Ein Name. Im Fernsehen lief die Zeichentrickserie, und auch das Buch in der einfachen Version für Kinder hatten wir den Größeren schon vorgelesen. „Ich bin hier, wo bist du?“, rief mein ältester Sohn, wenn die Gänse vorbeiflogen. Oder: „Guck! Da sind Akka und ihre Schar!“ Dann wurde ich zum vierten Mal schwanger und es musste wieder ein Jungenname gefunden werden. Wir waren zum ersten Mal nach Schweden gereist, so passte Nils gut und

alle fanden ihn super. Den Namen und das Baby natürlich auch! Mit dem kleinen Nils kamen die Gänse so richtig in unser Leben (Selma eigentlich immer noch nicht). Unten in der Küche hängt z. B. ein grauer Plexiglasanhänger in Form einer fliegenden Gans, die er
zur Geburt von einer Freundin geschenkt bekam. Wenn die Sonne scheint, fliegt seitdem ein zarter Schatten über die Wand. Ich habe Fotos vom kleinen Nils in verschiedenen Naturkundemuseen, wo er im Kinderwagen vor ausgestopften Wildgänsen posiert. Eins davon aus Göteborg. Denn natürlich reisten wir im ersten Sommer noch einmal nach Schweden. Und was war es für ein Hallo, wenn die Gänse im Frühling und Herbst über unser Haus zogen! „Nach Rügen, nach Rügen!“, schrie Nils, zu der Zeit fast genau zweieinhalb Jahre alt. „Die fliegen nach Rügen! Guck Mama?!“ Ich hielt ihn fest im Arm und drohte aus Spaß den Gänsen, sie sollten es ja nicht wagen, meinen Nils mitzunehmen in Richtung Süden. „Ich warne euch sehr“, rief ich ihnen nach. Kaputtlachen k…