Von Ayşe Çınar 

Drei Monate Sonne, Weed und Poolpartys. So lautete mein Plan, als ich in den Flieger nach Kalifornien stieg, wo ich gegen Honorar an meinem Traumprojekt arbeiten durfte. Drei Tage später saß ich heulend auf der Hoteltoilette, weil mir ein Stück Plastik gerade zwei Striche durch die Rechnung gemacht hatte: ein Schwangerschaftstest. Positiv. Ich schmiss ihn weg und tat, was jede*r Kettenraucher*in in so einem existenziellen Moment tun würde: erst mal eine rauchen. In meinem Kopf machte ich eine lange Liste von Dingen, die dagegen sprachen, ein Kind zu bekommen – vor allem: es jetzt zu bekommen. Doch eine Sache genügte, um mich umzustimmen: mein Bauchgefühl. Ich wusste schon immer, dass ich ein Kind haben will. Nun war ich über dreißig, hatte ein geregeltes Einkommen, einen Partner, den ich liebte. Wieso es also verschieben? Würde es in fünf Jahren überhaupt noch mal klappen? Lieber nicht riskieren, dachte ich, und schenkte mein frisch gekauftes Weed einer dankbaren Zimmernachbarin.

Familie und Freund*innen, denen ich am Telefon von meiner Schwangerschaft erzählte, gratulierten mir überschwänglich. Ich heulte weiter. Denn nicht zu kiffen war okay, doch

mit dem Kippenrauchen würde ich nicht aufhören können. Das wusste ich, ohne es wirklich zu probieren. Ich wusste es, denn so was weiß man einfach, wenn man seit zwanzig Jahren süchtig ist. Ich rauche, wann immer ich auf den Bus warte und sobald ich aus dem Bus wieder ausgestiegen bin. Ich rauche nach dem Essen, mit Kaffee und nachts vor dem Schlafengehen. Ich rauche, wenn ich eine wichtige Entscheidung treffen muss oder wenn ich etwas feiere oder wenn mir langweilig ist. Vor allem aber rauche ich, um in schwierigen Situationen stark zu bleiben. Denn wenn ich mich an der Kippe festhalte und der Rauch in meine Lunge schießt, ist das Leben sehr viel erträglicher. Insgeheim hatte ich gehofft, dass man ganz intuitiv damit anfängt, besser auf sich zu achten, wenn man schwanger wird. Leider war es bei mir nicht so. Ich musste mir jeden Tag aufs Neue Dinge verbieten, auf die ich bis zum Ende meiner Schwangerschaft durchgehend Bock hatte: Sushi, Kiffen, Alkohol, eine Schlägerei anzetteln. Nur ist Sucht eine andere Geschichte. S…