Von Ana Maria Michel

Xhafer (Mišel Matičević) sitzt alleine in einem Zimmer, er wartet. Als er bei der Sekretärin nachfragt, erfährt er, dass die Besprechung in einen anderen Raum verlegt wurde, das sei über den Mail-Verteiler mitgeteilt worden. Doch Xhafer hat keine Mail bekommen, es ist nicht das erste Mal. Und dann ist da noch die tote Ratte an seinem Gartentor. Mit ihr beginnt Exil von Visar Morina.

Filmrezension "Exil"
©Alamode Film

Xhafer denkt, dass es jemand aus der Firma war, dass er schikaniert wird, weil er nicht aus Deutschland stammt, sondern aus dem Kosovo. Seine Frau Nora (Sandra Hüller) glaubt nicht, dass es Rassismus ist. Ihr Mann lebt seit Jahren in Deutschland, spricht die Sprache perfekt, kümmert sich um die drei Kinder und seinen Garten. Obwohl die Zeichen unklar sind, beginnt der Chemieingenieur, überall Angriffe auf ihn zu sehen, in jeder Äußerung, in jedem Blick. Das Misstrauen zerfrisst ihn, auch seine Ehe zerbröckelt.

Die Kamera verstärkt das Gefühl der Unruhe und Unsicherheit, indem sie nah bei Xhafer bleibt. Man weiß allerdings nicht so ganz, was von ihm zu halten ist, der oft von hinten gezeigt wird, wie er durch die engen Gänge der Firma läuft. Auch für die Zuschauer*innen bleibt die Frage offen, ob Xhafer wirklich diskriminiert wird oder es sich einbildet. Aber gerade seine Uneindeutigkeit macht Exil zu einem starken Film.

Exil D/BEL/KOS 2020. Regie: Visar Morina. Mit: Mišel Matičević, Sandra Hüller, Rainer Bock u. a., 121 Min., Start: 20.08.