In diesem Jahr fällt Urlaub wegen COVID-19 ein bisschen ins Wasser. Das ist aus vielerlei Gründen dramatisch. Z.B., weil in vielen Ländern (auch außerhalb Europas) die Tourismusindustrie eine wichtige Einnahmequelle ist. BPoC, die normalerweise außerhalb der deutschen Grenzen Erholung suchen und vielleicht auch ihre Familien im Ausland besucht hätten, müssen genau überlegen, wo sie innerhalb Deutschlands überhaupt Urlaub machen könnten – ein lauschiges Abfahren der schönen Gewässer in Deutschland etwa ist nicht für jede*n eine vergnügliche Sause, wenn man jederzeit auf Ortsansässige treffen kann, die rechts-völkischem Gedankengut nicht abgeneigt sind. Es ist kompliziert, wenn nicht gar katastrophal und außerdem traurig, weil die alte, sorglose Bewegungsfreiheit auf diesem Planeten erst mal vorbei ist (gut, sie war vor allem für Geflüchtete, migrantische Arbeiter*innen und viele andere noch nie sorglos, aber ihr wisst, was ich meine).

Vorteil: dass Almans in diesem Jahr wahrscheinlich vermehrt zu Hause bleiben werden. Oder größtenteils in ihrer selbst geschaffenen Festung Europa einen auf Touri machen müssen. Abgesehen davon, dass es kacke ist, dass diese Almans ihr Geld nicht in vielen anderen Ländern lassen können, ist es natürlich gut und wichtig, dass privilegierte Menschen erst mal daran gehindert werden, weiterhin als Superspreader*innen durch die Gegend zu strunzen. Außerdem beschert die Reisebremse den Alman-Urlauber*innen vielleicht ein bisschen Demut. Mein Appell: Nutzt dieses Jahr gefälligst, um euer eigenes Reiseverhalten kritisch zu hinterfragen! Damit meine ich nicht nur die Gestalten, die auf Mallorcas Schinkenstraße ohne Mundschutz, aber mit Biermaß in der Hand für unangenehme Szenen sorgten. Auch Leute, die sich für woke halten, bekleckern sich durch eine fast koloniale Überidentifikation mit den von ihnen bereisten Ländern nicht mit Ruhm.