Erste Reihe
Von
Fotos/Illustration: Nino Paula Bulling
Stell dir vor, du bist auf einem Punkkonzert, deine Stimmung ist ausgelassen, du freust dich auf die Band und auf den Abend. Du hast Bock, in der ersten Reihe zu tanzen. Geht aber nicht, weil du Angst haben musst, von den rücksichtslosen, aggressiven Typen, die es im Pogo mal wieder komplett übertreiben, eins aufs Maul zu bekommen. Du siehst deine Freund*innen und die anderen umstehenden Frauen an und euch ist sofort klar: Das lasst ihr euch nicht gefallen! Nachdem ihr euch zusammen die Plätze in der ersten Reihe erkämpft habt, spitzt sich die Situation zu. Die Typen fangen an zu stressen und die Band unterbricht die Show.
So verlief für einige von uns ein Abend im März letzten Jahres, der schließlich Impuls zur Kollektivgründung war. Ein Abend wie dieser ist keine Ausnahme und das wurde uns durch den Austausch untereinander noch viel bewusster.
Das Gefühl, sich als Frau auf Shows beweisen und rechtfertigen zu müssen, kennen wahrscheinlich viele. Allein die Tatsache, sich einen Platz in den vorderen Reihen erst erkämpfen zu müssen, ist scheiße. Für uns war schnell klar, wie notwendig es ist, Räume zu schaffen für selbstermächtigende Strukturen, gegenseitigen Support und eine Atmosphäre, in der sich jede*r wohlfühlen kann. Für uns bedeutet das, den Fokus bei unseren Veranstaltungen auf Frauen und Queers zu legen. Ein Umfeld zu schaffen, in dem aufeinander geachtet wird und sich niemand beweisen muss. Unser Ziel ist es, den Status quo zu durchbrechen. Dass dieser von Sexismus und Frauenfeindlichkeit geprägt ist, wird auch deutlich an einem aktuellen Beispiel aus den USA. Derzeit werden immer mehr Stimmen laut, die missbräuchlicher Strukturen und pädophile Tendenzen rund um das kalifornische Musiklabel Burger Records aufdecken. Gesammelt und veröffentlicht werden die zahlreichen Statements auf dem Instagram-Account Teile diesen Artikel