Interview: Rayén Feil

Du stellst in deinen Illustrationen ausschließlich Schwarze Frauen dar. Welche Rolle spielen Black Sisterhood und Empowerment in deiner Arbeit?
Es macht am meisten Sinn für mich, Frauen zu zeichnen, die so aussehen wie meine Schwestern, Freund*innen und ich. Meine Bilder zeigen Schwarze Frauen, die normale Dinge tun, sorglos sind, picknicken, mit ihren Freund*innen ausgehen.

Missy Magazine 05/20 - Bildstrecke
© Sarah Dahir

Manchmal haben die Frauen keine Augen, keinen Mund und keine Nase. Hat das einen bestimmten Grund?
Anfangs mochte ich einfach diesen minimalistischen Stil. Ich versuche, mich beim Zeichnen nicht zu sehr in Details zu verlieren, sondern fokussiere mich auf die Bildkomposition. Außerdem gefällt mir die Vorstellung, dass meine Subjekte keine wirkliche Identität haben. Follower*innen auf Instagram reposten oft meine Bilder und markieren ihre Freund*innen, weil sie sich darin wiedererkennen. Das finde ich toll! Wenn die Frauen in den Illustrationen keine Gesichter haben, kann jede*r Betrachter*in eine von ihnen sein.

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© Sarah Dahir
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Was inspiriert dich?
Inspiration bekomme ich überall. Ich mag alles, was ästhetisch ansprechend ist. Wenn ich z. B. im Fernsehen oder auf Instagram etwas sehe, das ich schön finde, dann möchte ich es festhalten. Meine Bilder sollen auch andere Menschen optisch ansprechen. Beim Zeichnen achte ich deshalb immer darauf, dass es in jemandes Wohnzimmer schön aussehen würde. Es macht mir außerdem Freude, Alltag darzustellen, nicht alles muss immer eine ernste Botschaft haben. Ich selbst bin eine sehr entspannte Person und das spiegele ich in meinen Illustrationen wider.

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© Sarah Dahir
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Die Frauen in deinen Illustrationen sind meist sehr stylisch. Welche Bedeutung hat Mode für dich?
Menschen werden von schönen Dingen angezogen, so ist das einfach. Und da ich Mode liebe, style ich die Girls auf meinen Bildern so, wie ich mich selbst gern kleide. Oder wie ich gerne aussehen würde. Die Frauen sind niemand Bestimmtes – ich orientiere mich nur grob an Fotos von Models. Ich mag es einfach, Dinge zu zeichnen, die gut aussehen – in der Hoffnung, dass es nicht nur mir, sondern auch anderen Menschen gefällt!

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© Sarah Dahir

Sarah Dahir, 1995 in Somalia geboren und in Südafrika aufgewachsen, lebt
in Johannesburg. Nach ihrem Wirtschaftsstudium brachte sie sich das
digitale Illustrieren selbst bei und machte über Instagram (@nawaal_illustrations) auf sich aufmerksam. Seitdem arbeitet sie als freie Illustratorin.

Dieser Text erschien zuerst in Missy 05/20.